Bürgerinfoveranstaltung

250 Millionen Euro Investitionen am Hockenheimring?

Bei einer Bürgerinformationsveranstaltung stellte Oberbürgermeister Marcus Zeitler Pläne und Partner für eines neues Kooperationsmodell am Hockenheimring mit fünf Mittelständlern vor.

Von 
Matthias Mühleisen
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Großes Interesse an den „möglichen neuen Wegen am Hockenheimring“: Die Stadthalle war für 650 Besucher bestuhlt, nicht alle Plätze waren besetzt. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. Der „Zahlenmensch“ Marcus Zeitler versuchte, es seinen Zuhörern möglichst nachvollziehbar zu machen: Bis zu 250 Millionen Euro könnten am Hockenheimring in den nächsten zehn Jahren investiert werden, wenn der Gemeinderat in der kommenden Woche dem Abschluss der Verträge zur Weiterentwicklung des Hockenheimrings zustimmt. Bleibt dagegen alles beim Alten, steht die Hockenheim-Ring GmbH vor dem Problem, dass sie den Sanierungsbedarf an der Anlage von rund zehn Millionen Euro in den nächsten zwei Jahren nicht aufbringen kann. Und die Stadt riskiert, dass sie für die Ring GmbH geradestehen muss, sollten die Geschäfte schlechter laufen.

Mit einer umfassenden Präsentation hat der Oberbürgermeister bei der Bürgerinformationsveranstaltung in der Stadthalle vor gut 500 Zuhörern die aktuelle Situation dargestellt und mit den potenziellen Kooperationspartnern umrissen, welche Perspektiven sie der Rennstrecke zu welchen Konditionen bieten könnten.

Partnerschaft am Ring

  • 2012 Auftrag Gemeinderat an Stadt und Ring GmbH zur Suche nach Partnern/Investoren, Abschluss Emodrom-Vertrag.
  • 2017 Vertragsunterzeichnung Porsche Experience Center.
  • 2019 Einweihung Porsche Experience Center.
  • 2020 Vorbereitung Kooperationsvertrag mit Emodrom.
  • 2021 Neuausrichtung der Verhandlungen nach personellen Veränderungen, weitere Suche nach Partnern.
  • bis 2024 Vertragsverhandlungen und Vorbereitung Vertrags- und Kooperationsmodell. mm

Zeitler unterstrich, dass dabei die Arbeit von viereinhalb Jahren intensiver Gespräche vorgestellt werde. Den Vorwurf mangelnder Transparenz in sozialen Netzwerken wies der OB zurück: „Die, die es betrifft, haben wir seit zweieinhalb Jahren informiert.“ Damit meinte er Gemeinderat, Gesellschaftsversammlung und die Mitarbeiter der Ring GmbH.

Über Emodrom schon am Hockenheimring Ring aktiv

Tim Brauer, seit 2016 bei der Emodrom GmbH in verantwortlicher Position, stellte den Blickwinkel der privaten Partner dar: fünf mittelständische Unternehmerfamilien aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Sie sind laut Brauer über die Emodrom GmbH bereits seit zwölf Jahren am Ring aktiv haben bereits mehr als 40 Millionen Euro investiert und beschäftigen 60 Mitarbeiter am Ring.

Fragerunde für die Zuhörer: Unter Moderation von Dr. Markus Wolsiffer (v.l.), beantworten Tim Brauer (Emodrom), OB Marcus Zeitler, die Investoren Roland Arnold, Andreas Dünkel und Jörg Bensemann (BMC), was die Hockenheimer wissen wollen. © Dorothea Lenhardt

Emodroms Engagement am Hockenheimring: Langfristige Unternehmensvision

Mit den geplanten Investitionen von bis zu 250 Millionen Euro soll die Aufenthaltsqualität und -dauer der Besucher erhöht werden. Die Partner wollten nicht den Hockenheimring selbst, also den Grund und Boden, kaufen. „Aber wir brauchen unter strategischen und operativen Finanzierungsgesichtspunkten zukünftig maßgebliche Mitspracherechte in der Hockenheim-Ring GmbH, die den täglichen Betrieb verantwortet und gestaltet“, sagte Brauer.

Neben zukünftige Investitionen brächten die Partner auch ihr bisheriges operatives Geschäft ein, das sie in den vergangenen Jahren aufgebaut haben. Es gehe ihnen um eine langfristige Perspektive: „Wir sind Unternehmer aus Deutschland und denken in Zyklen von 20 bis 25 Jahren und nicht kurzfristig.“

Die potenziellen neuen Partner

  • Bestehender Partner: Emodrom GmbH, Gründung und Partnerschaft seit 2012, 60 Mitarbeiter
  • Assenheimer Gruppe, Familienunternehmen seit 1911, Mercedes-Benz Pkw- und Daimler Truck-Partner, seit 2007 auch im Motorsport.
  • Timbra Group, Gewerbeimmobilien, Baulandentwicklung, Immobilienentwicklung und Bestandserhaltung, Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien.
  • Unternehmensgruppe Dünkel, Kies, Sand und Splitt, regenerative Energien, Motorworld (Dienstleistungszentren rund um Autos und Motorräder).
  • Paravan GmbH, Fahrzeugtechnologie für Menschen mit Behinderung, Autonomes Fahren, Rennsport.
  • Wirth Gruppe, Immobilien, Energie, Investment, Motorsport seit 2001.
  • Potenzielle Projekte: Erweiterung Porsche Experience Center, Hotelneubau, Motorworld, Multifunktionsgebäude. mm

Brauer blickte zurück auf die Gründung der Emodrom GmbH 2012 mit dem Ziel, neue Geschäftsfelder und Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren, zu entwickeln und umzusetzen, um die kränkelnde Ring GmbH in eine bessere Zukunft zu führen. Die Partner sollten nicht nur punktuell, sondern dauerhaft und auch nicht nur sieben Monate im Jahr, sondern möglichst 365 Tage über mehrere Jahre zur gleichmäßigen Auslastung und damit Wertschöpfung am Ring beitragen.

Emodroms Weg zur operativen Rolle: Investitionen und Entwicklungen

Der Kontakt zur Porsche AG habe mit dem Porsche Experience Center (PEC) zum ersten rein privat finanzierten Projekt geführt. Die Emodrom GmbH und die Partner „sind also kein neuer Player, sondern wir sind bereits seit zwölf Jahren aktiv und seit fünf Jahren operativ tätig“, erklärte Brauer. Jedes Jahr zahle die Emodrom 1,8 Millionen Euro für verschiedene Nutzungsrechte im Zusammenhang mit dem PEC und weitere 900 000 Euro für Streckenanmietung und anderes.

An der Themeninsel Motorworld und Hotel spricht Besucher Kai Zizmann mit dem Motorworld-Gründer Andreas Dünkel über dessen Vorhaben am Ring. © Dorothea Lenhardt

Schon im Jahr 2018 seien Pläne für die Etablierung eines neuen Hotels und einer automobilen Erlebniswelt mit dem Gemeinderat besprochen worden – zu finanzieren wiederum ohne finanzielle Beiträge von Stadt und Ring GmbH. Darum sei schon damals klar gewesen, dass es bei solchen Investitionsvorhaben zwingend notwendig sei, dass man eine Beteiligung der Emodrom GmbH und ihrer Partner an der operativen Hockenheim-Ring GmbH umsetzt. Die Corona-Pandemie habe die Verhandlungen unterbrochen.

Emodrom und Partner: Mittelständische Expertise in Automobil und Mobilität

Die Partner der Emodrom stünden für mittelständisches Unternehmertum. Allen sei gemeinsam, dass sie bei der Themen Automobil, Mobilität und Nachhaltigkeit langjährige Erfahrung aufweisen und in diesen Geschäftsfeldern erfolgreich investiert haben. Tim Brauer stellte die Unternehmen in kurzen Worten vor und verwies auf die Gelegenheit, im Anschluss an die Präsentationen noch an vier Themeninseln mit deren Vertretern ins Gespräch zu kommen. Im Anschluss an ein Gespräch mit den Ring-Geschäftsführern und BMC-Präsident Jörg Bensemann hatten die Besucher Gelegenheit, Fragen zu stellen. Darüber berichten wir in der Freitagausgabe.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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