Verbrechen

25 Jahre nach dem Kerwemord: Weinheim sucht weiter nach dem Täter

Der ungelöste Kerwemord von Weinheim: Ein mysteriöser Fall, der die Polizei seit 2000 beschäftigt.

Von 
Carsten Propp
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Vor 25 Jahren, am 12. August 2000, wurde in Weinheim eine junge Frau ermordet, nachdem sie zuvor auf der Weinheimer Kerwe und in der Diskothek „Downtown“ gefeiert hatte. Am Abend des 15. August wurde ihr Leichnam in einem Gebüsch in der Breslauer Straße gefunden. © Fritz Kopetzky

Weinheim. Es geschah am frühen Morgen des 12. August 2000. In Weinheim hatte gerade die Kerwe begonnen; Angelika W. hatte dort mit Freunden gefeiert und war anschließend – wie viele andere Weinheimer auch – in die Diskothek „Downtown“ in der Gewerbestraße gefahren. Etwa um 5.30 Uhr nahm die 29-Jährige ein Taxi, um sich nach Hause bringen zu lassen. Aber sie kam nie dort an. Drei Tage später fand ein Spaziergänger ihren Leichnam; versteckt in einem Gebüsch in der Breslauer Straße, nur wenige Hundert Meter von ihrer Wohnung in der Stettiner Straße entfernt.

Bis heute konnte die Polizei den Täter nicht fassen. Zu den Akten gelegt ist dieser Fall trotzdem nicht. „Mord verjährt nicht“, macht Polizeihauptkommissar Philipp Kiefner von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mannheim deutlich.

63 „Cold Cases“ - 63 Schicksale

2017/18 habe das Team der Ermittler, die sich um die „Cold Cases“ kümmern, den Kerwemord nochmals bearbeitet. „Dabei kamen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und Untersuchungsmethoden zum Einsatz. Die Ermittlungen führten jedoch nicht zur Identifizierung eines Täters“, bedauert Kiefner.

Insgesamt 63 „Cold Cases“ sind beim Polizeipräsidium Mannheim gelistet. Dahinter stecken 63 ungeklärte Tötungsdelikte sowie Vermisstenfälle, bei denen von einem Kapitalverbrechen ausgegangen wird.

Was den Kerwemord so schwierig macht, dürfte der Umstand sein, dass es kein erkennbares Motiv für diese Gewalttat gibt und die Spurensicherung damals weder am Fundort noch am Opfer Fremd-DNA finden konnte. Dabei ließ die Kripo damals nichts unversucht, um den Täter zu finden. Die 40-köpfige Sonderkommission „Weststadt“ hatte monatelang fieberhaft ermittelt. Über 150 Hinweise gingen ein, doch darunter war keine „heiße Spur“.

Die Polizei sperrte damals noch in der Nacht einen Teil der Breslauer Straße weiträumig ab. Auch erste Befragungen von Zeugen im direkten Umfeld wurden bereits durchgeführt. Insgesamt waren fast 40 Beamte der Kripo und der Schutzpolizei vor Ort im Einsatz. © Fritz Kopetzky

Bis heute weiß man nicht, wer der Taxifahrer war, der Angelika W. in die Weststadt fuhr. Und dann waren da noch die Zeugen, die in den drei Tagen zwischen dem Mord und dem Auffinden des Leichnams zwei Männer und eine Frau im schwarzen Cabrio mit Mannheimer Kennzeichen beobachtet hatten, die sich täglich ganz in der Nähe des Gebüschs aufhielten, in dem das Opfer lag.

Eine „heiße Spur“ noch immer nicht dabei

Zwei Jahre nach der Tat, zur Kerwe 2002, unternahm die Kripo noch einmal einen Versuch, neue Hinweise aus der Bevölkerung zu erhalten. Zum ersten Mal überhaupt richteten die Ermittlungsbehörden in Heidelberg eine Website zu einem Mordfall ein. Tatsächlich gab es einige neue Hinweise. Aber eine „heiße Spur“ war wieder nicht dabei. „Wir hatten uns etwas mehr davon versprochen“, machte der damalige Chef des Dezernats 11, Klaus Rostock, keinen Hehl aus seiner Enttäuschung, fügte aber hinzu: „Wir geben nicht auf.“

Details zur Tat will die Polizei daher auch jetzt – 25 Jahre danach – nicht preisgeben. Sollte man doch noch eines Tages einen Verdächtigen finden, dann wäre es wichtig, sein „Täterwissen“ mit den gefundenen Spuren vergleichen zu können. Zeugen könne sich beim kriminalpolizeilichen Hinweistelefon unter 0621/174 44 44 melden.

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