Eintracht Frankfurt - Bayer 04 Leverkusen

Hessischer Sekundenschlaf

Von 
Marc Stevermüer
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Der Frankfurter Kevin-Prince Boateng (l.) und Leverkusens Dominik Kohr kämpfen um den Ball. © dpa

Frankfurt. Bruno Hübner war restlos bedient. „Diese Niederlage ist total ärgerlich“, meinte der Sportdirektor von Eintracht Frankfurt nach dem 0:1 (0:0) in der Fußball-Bundesliga gegen Bayer Leverkusen und hatte dabei vor allem die spielentscheidende Szene im Sinn, als die Hessen nach einem eigenen aussichtsreichen Angriff eiskalt ausgekontert wurden und durch Kevin Volland (76.) den entscheidenden Treffer kassierten: „Der Fehler beginnt im Angriff. Das müssen wir besser machen und mal ein Foul begehen. Da waren wir zu naiv.“ Auch Torwart Lukas Hradecky räumte ein, dass sich seine Mannschaft beim 0:1 nicht sonderlich clever angestellt hatte: „Da ist alles schief gelaufen.“

20 Minuten lang lieferten sich beide Mannschaften ein tempo- und risikoloses Duell, das von den Abwehrreihen dominiert wurde und zeitweise zu einem planlosen Gekicke verkam. Frankfurt suchte kaum einmal den Weg in die Offensive, während sich Bayer mit der stabilen Grundordnung der zweikampfstarken Hessen sehr schwer tat. Dann aber gewannen die Rheinländer mehr und mehr die Oberhand im Mittelfeld, wo sie immer wieder in Ballbesitz kamen und blitzschnell umschalteten.

Nicht aus dem Spiel heraus, sondern nach einem Freistoß kam Leverkusen zur ersten großen Möglichkeit. Julian Brandt zirkelte den Ball punktgenau auf den Kopf von Lucas Alario, dem nur Zentimeter zur Führung fehlten. Sein Kopfball sprang an den Innenpfosten und von dort zurück ins Feld (30.). Bayer drückte nun auf die Führung und nutzte immer wieder die sich bietenden Räume nach teils haarsträubenden Frankfurter Ballverlusten. Brandt vergab nach feiner Hereingabe von Admir Mehmedi (31.), 60 Sekunden später traf Alario erneut nur den Pfosten.

Keine Frage: Was Bayer da zwischen der 20. und 40 Minute zeigte, war richtig stark: 7:0 Torschüsse in dieser Phase sprachen für sich, Frankfurt bekam die technisch starken Brandt, Mehmedi, Alario und Volland einfach nicht in den Griff. Doch was fehlte, war ein Tor - weshalb die Hessen ein schmeichelhaftes 0:0 mit in die Pause nahmen.

Eintracht-Trainer Niko Kovac veränderte zu Beginn des zweiten Durchgangs die taktische Marschroute ein wenig und damit auch die Statik des Spiels. Marc Stendera agierte im Mittelfeld nun etwas offensiver, um für mehr Entlastung zu sorgen. Eine mutige und vor allem auch richtige Entscheidung des Coaches, denn die kleine Korrektur beendete schlagartig die Bayer-Dominanz und führte zu einer Überlegenheit der Frankfurter.

Die Hessen spielten nun besser, schneller und präziser, suchten immer wieder den Weg über die Außenpositionen und attackierten die Leverkusener deutlich früher und aggressiver als noch im ersten Durchgang, als es sich die Kovac-Elf durch zu wenig Bewegung ohne Ball auch selbst äußerst schwer machte.

Nun waren es die Frankfurter, die vehement auf das 1:0 drückten. Ante Rebic scheiterte zwei Mal an Bayer-Schlussmann Bernd Leno (49. und 60.), auch Marius Wolf vergab aus aussichtsreicher Position und schoss neben das Tor (51.). „Frankfurt hatte vor der Pause Glück, dass es nicht schon 2:0 für uns steht. Nach dem Seitenwechsel war das Glück dann auf unserer Seite“, meinte Volland.

Die Eintracht lief mit Beginn des zweiten Durchgangs unermüdlich an, agierte in der 76. Minute allerdings viel zu ungestüm: Mijat Gacinovic stürmte Richtung Bayer-Tor, hatte die Chance auf einen Torschuss oder einen Pass, blieb allerdings hängen. Leverkusen schaltete rasch um, über Kai Havertz, Volland und Mehmedi landete der Ball Sekunden später wieder bei Volland, der diesen Bilderbuch-Konter zum 0:1 abschloss (76.). Es war der achte Saisontreffer des ehemaligen Hoffenheimers, der völlig unbedrängt einschoss und den hessischen Sekundenschlaf bestrafte. „Die Frankfurter haben mich da wohl ein bisschen vergessen“, sagte der glückliche Torschütze, während Eintracht-Profi Stendera angesichts der vielen eigenen Möglichkeiten mit der Niederlage haderte: „Wenn man seine Chancen nicht nutzt, darf man zumindest nicht verlieren.“

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Eintracht Frankfurt verliert 0:1 gegen Leverkusen

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