Mannheim. Die Organisatoren der MWSP Entwicklungsgesellschaft hatten nicht zu viel versprochen: Da konnte es den lieben langen Freitag regnen, wie es wollte – zur Premiere des Autokinos auf dem Franklin Field des ehemaligen amerikanischen Militärgeländes war sie wieder da, diese ganz spezielle Atmosphäre, wenn eine ganze Gemeinschaft nostalgischer Cineasten vor einer Großleinwand die Klassiker der Filmgeschichte genießt.
Vor der denkmalgeschützten Sports Arena hatten sich die Organisatoren für den Auftakt mit Jim Jarmuschs Kult-Streifen „Night On Earth“ dabei genau den richtigen Streifen ausgewählt – und das in gleich mehrfacher Hinsicht. 1991 in den Kinos der Vereinigten Staaten gestartet, um bald schon ein Welterfolg zu werden, verbreiteten die 121 Minuten allein schon ein herrlich amerikanisches Flair, das von der historischen Stätte dieses Abends ikonisch gespiegelt wurde. Doch die eigentliche Magie spielte sich innerhalb der Wagen ab, die sich trotz all der Regentropfen zuverlässig aufgereiht hatten, um die Chance dieses ganz besonderen Projekts zu nutzen. Denn vom eigenen Auto aus durften kuschelnde Pärchen und solche, die es noch werden wollen, durch die episodische Leinwandreise, die Jarmusch einst vollführte, gleich in fünf verschiedenen Taxen Platz nehmen, um die verrückten Geschichten, die das Leben schreibt, ganz unmittelbar zu erleben. Was für die Kosmopoliten dieser Welt New York, Rio und Tokio sind, findet sich bei „Night On Earth“ noch um ein Vielfaches erweitert. Von Los Angeles reisen die Zuschauer in die Weltmetropole New York, kosten einen Schlenker in die Stadt der Liebe, Paris, aus, um sich dann einem Wechselspiel aus italienischer Passion in Rom und der nordischen Kälte in Finnlands Hauptstadt Helsinki zu ergeben.
Auch – oder vielleicht gerade – an diesem Abend zeigte sich wieder: Wie Jarmusch die Erwartungen nationaler Mentalitäten einerseits bedient, um sie doch immer wieder durch äußerst skurrile Exkurse in die Niederungen der menschlichen Seele auszuhebeln, hat in über 25 Jahren Filmgeschichte nichts von seiner Magie verloren. Für die Macher dieses urbanen Abenteuers ein mehr als verdienter Erfolg.
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