Zum Artikel „Rheindammsanierung: Bald beginnt die heiße Phase“ vom 22. Juli:
Eine baumerhaltende Hochwasserschutzwand wäre „wohl kostspieliger“ als ein neuer baumfreier Erdbaudamm, heißt es in dem Artikel. Erstens trifft dies sehr wahrscheinlich nicht zu. Zweitens dürfen bei dem Jahrhundertprojekt Rheindammsanierung die Kosten nicht die entscheidende Rolle spielen. Höchstwahrscheinlich ist die naturbewahrende Lösung schon allein aufgrund der viel kürzeren Bauzeit kostengünstiger.
Eine Hochwasserschutzwand lässt sich laut Ingenieuren in rund einem Jahr in den Damm einbringen. Für den Bau eines neuen „gehölzfreien“ Erdbaudamms veranschlagt das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe dagegen drei bis fünf Jahre – ein unrealistischer Zeitplan. Schließlich will die Behörde Tausende Bäume abholzen, den Damm von Neckarau bis zum Lindenhof abtragen, einen neuen Erdwall mit einzelnen Spundwänden errichten, einen Deichverteidigungsweg anlegen und zusätzliche Zufahrtsstraßen schaffen. Dass all diese Maßnahmen dem RP zufolge per saldo nur 19,5 Millionen Euro kosten, ist ebenfalls unrealistisch. Wie sich diese Kosten zusammensetzen, hat die Behörde bis heute nicht offengelegt.
Nur die Baukosten zu betrachten, greift ohnehin zu kurz. Hat das RP zum Beispiel die Kosten für die Ausgleichsflächen einbezogen? Die Kosten für den Erwerb, die Pflanzung und Pflege der jungen Bäume? Wurden die Kosten für die „arten- und blütenreichen Magerwiesen“ eingeplant, die auf dem Damm entstehen sollen? Für die Sanierung der Speyerer Straße und weiterer Zufahrtsstraßen, nachdem Zehntausende von Lkw mit abgeholzten Bäumen und Dammmaterial darüber gerollt sind? Das ist stark zu bezweifeln.
Selbst angenommen, die Hochwasserschutzwand sei alles in allem teurer. Die Kosten dürfen bei diesem Projekt nicht der maßgebende Faktor sein. Denn hier geht es um unsere Sicherheit, um wertvolle Auwaldbäume, um Lebensraum von Tieren und Pflanzen, um Mannheims wichtigstes Naherholungsgebiet – und um das Klima in unserer ohnehin schon viel zu heißen Stadt.
Info: Originalartikel unter https://bit.ly/3S7jTDX