Leserbriefe Leserinnen und Leser zu Straßennamen auf der Rheinau

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Schilder mit zweien der Straßennamen in Rheinau-Süd, die auf Grund der historischen Belastung ihrer Namenspaten derzeit umstritten sind und mittelfristig umbenannt werden sollen. © Konstantin Groß

Zum Artikel „Humanität statt Unterdrückung“ vom 5. Juni:

Ein guter Artikel, in dem sich der „Mannheimer Morgen“ dem Thema „Koloniale Vergangenheit“ in einer absolut sachlichen Form widmet. Die Übergriffe in dieser Zeit waren schlimm genug. Wir begrüßen ausdrücklich, dass das Thema jetzt endlich aufgegriffen wird. Distanzieren wir uns von den kolonialen Gräueltaten, die im deutschen Namen verübt worden sind!

Die Auswahl des Arbeitskreises ist konstruktiv und kreativ. Das sollte keinesfalls im Sande verlaufen. Wir können uns freuen, dass es diese Initiative gibt, und wir wären stolz, in einer Stadt zu leben, die sich der Vergangenheit stellt und deren Verwaltung das auch umsetzt. Dass sich zudem die Gelegenheit ergibt, auch Frauen zu würdigen, wäre ein zusätzlicher Anreiz für die Umbenennung. Setzen wir ein positives Signal mit der Umbenennung der Straßen auf der Rheinau! Die Zeit ist reif dafür!

Melitta Schuler, Mannheim

Kein Zweifel: Straßen mit den Namen der Leutwein, Lüderitz, Nachtigal (höchstwahrscheinlich lässt sich die Liste deutlich verlängern) gehören sich nicht für einen Rechtsstaat. Schließlich haben diese Gestalten in Afrika auf eine Weise gewütet, die – bei aller Anerkennung der „anderen Zeiten damals“ – im Kaiserreich von 1871 bis 1918 innerhalb Deutschlands kaum rechtlichen Prinzipien standgehalten hätten, moralischen schon gar nicht.

Deshalb ist, was diese Namen repräsentieren, einfach übler Rassismus, widerliche Herrenmenschenmentalität, kriminelle persönliche Bereicherung – weg damit! Und für jene, die später lobende Worte für die fanden, die jenen Rassismus, jene Herrenmenschenmentalität zur Staatsdoktrin erhoben (Hitlerverehrer Sven Hedin), gilt das auch.

Nun legt der „Arbeitskreis Kolonialgeschichte Mannheim“ eine Liste mit Namen vor, allesamt von Menschen mit einem Bezug zu Afrika und mit einer Vita, die tadellos erscheint, Respekt abverlangt, demütig macht. Wenn die Siedlergemeinschaft Rheinau-Süd sich allerdings so vehement gegen die Umbenennung wehrt, dann stellt sich die Frage, ob es im Sinn von Miriam Makeba, von Rudolf Manga Bell, um nur zwei aus der Vorschlagsliste zu nennen, wäre, dass ihre Namen dort Straßen schmücken, wo man im besten Fall die geringen Kosten und ein bisschen Aufwand für einen neuen Stempel scheut, wo in manchen Fällen auch die Einsicht in das ethische Gebot einer Umbenennung fehlt.

An deren Notwendigkeit ist nicht zu zweifeln. Miriam Makeba, Rudolf Manga Bell und viele andere wären aber besser dort vertreten, wo in neu entstehenden Wohngebieten Offenheit für Straßen mit ihren Namen besteht. Für Rheinau-Süd blieben, nachdem es in Mannheim schon Gebiete mit Blumen- und Vogelstraßen gibt, ja die Steine: Schieferweg, Sandsteingasse, Granitstraße, vielleicht noch ein Betonplatz dazu...

Joachim Wagner, Mannheim

Info: Hier geht es zum Originalartikel

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