Künstlich klein gemacht

Eine Anmerkung zum Artikel über die Tagung des Instituts für Deutsche Sprache unter anderem zum Thema „Gendersprache“: Die Wortwahl der zitierten Damen zeigt wieder einmal, in welch abgehobener Blase sich diese sogenannten Wissenschaftler befinden: „junge, gebildete Versuchspersonen akzeptieren, verstehen …“

Was heißt das? Etwa, im Umkehrschluss: Alle, die dieses hässliche, ideologisch bornierte Neusprech ablehnen, sind zwangsläufig alt und dumm? Wie überheblich, wie unverschämt ist das denn?

Ich bin, mit Verlaub, sooo alt nun auch nicht und halte mich weder für besonders ungebildet noch dumm. Aber inzwischen für ziemlich diskriminiert und beleidigt. Denn ich wage es immer noch, dies Krebsgeschwür des allgegenwärtigen Gegenderes schlichtweg für scheußlich zu finden, von linguistischen (sic!) und anderen Überlegungen ganz abgesehen. Und aufdringlich, indoktrinierend und vor allem exkludierend.

Wo die „Inklusion“ sonst doch gerade so groß geschrieben wird. Denn es schließt eben doch alle nicht so gebildeten Menschen – ja, die gibt es merkwürdigerweise immer noch, trotz inzwischen fünfzigprozentiger Abitursquote, alle mit Schnitt „Eins-komma-irgendwas“! ... – vom leichten Verstehen aus. Wie auch beispielsweise Nicht-Muttersprachler und Menschen mit kognitiven Handicaps. Sollte Sprache nicht Kommunikation für alle ermöglichen?

Den Ideologen mag’s egal sein, mir nicht. Da spreche ich, nebenbei gesagt, auch für meine Frau, noch deutlich jünger und bestimmt nicht dümmer und bestimmt nicht ungebildeter als ich. Die fühlt sich durch die ach so gendersensible Sprache auch nur beleidigt und künstlich klein gemacht. Sie muss nicht „sichtbar gemacht“ werden – sie ist sichtbar! Ihr muss nicht sprachlich über die Straße geholfen werden in die reale Welt, bildlich gesprochen – das hat sie nicht nötig!

Und, merkwürdig: So geht es den allermeisten der Frauen aus meinem Bekanntenkreis, nicht alle mit Bologna-„Bildung“, aber alle bestimmt nicht dumm.