Fragen nach Containerunfall

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Bergung der Fässer nach dem Chemieunfall im Handelshafen. © Julius Prior

Zum Artikel „Fünf riesige Kräne: So funktioniert der Containerhafen“ vom 13. September:

Nach der Berichterstattung über den modernen Mannheimer Handelshafen bleiben folgende Fragen an die Privatfirma Contargo offen: Warum rückte nach der Brandmeldung zuerst die nicht dafür ausgerüstete Polizei anstatt die dafür zuständige Feuerwehr an? Stand der als Gefahrgut gekennzeichnete Container bei einer Außentemperatur von rund 33 Grad Celsius stundenlang in der prallen Sonne? Gab es für den Transport dieses Stoffes eine Gefährdungsbeurteilung? Wieso konnte der Geschäftsführer gegenüber dem „MM“ nicht angeben, welche weiteren Gefahrgüter im Betriebsgelände lagern?

Interessant ist zumindest die Äußerung des Geschäftsführers Speksniedijder, dass die BASF das Hydrosulfit nicht in Kühlcontainern, sondern in Standardcontainern anlieferte. Deshalb ergeben sich an die BASF folgende Fragen: Warum wurde das Sicherheitsdatenblatt der BASF über Hydrosulfit kurz nach dem Unfall aus dem Internet genommen? Was gibt es da zu verbergen?

In einschlägigen Sicherheitsdatenblättern über Hydrosulfit (Anhydrat) steht, dass dieser Stoff kühl und trocken gelagert und vor Hitze und direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden muss. Denn der Stoff entzündet sich bei über 80 Grad Celsius von selbst, verbrennt stark exotherm und kann deshalb nur schwer gelöscht werden. Warum wurde kein Seecontainer (mit Lüftungsschlitzen, zusätzlicher Isolierung und reflektierendem Farbanstrich) oder kein Kühlcontainer für den Sommertransport gewählt? War der Container überfüllt?

Falls Wettereinflüsse keine Rolle gespielt haben sollten, kann die Selbstentzündung von Hydrosulfit eigentlich nur noch durch Restfeuchte im Stoff ausgelöst worden sein. Was geben die Werkszeugnisse der BASF diesbezüglich her?

Ich hoffe, dass die Staatsanwaltschaft unvoreingenommen diese offenen Fragen klären kann.

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Joachim Schubert
Ort
Mannheim
Datum

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