Kommentar Unnötiger Widerstand

Bertram Bähr über die Schaffung neuer Kita-Plätze

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Bertram Bähr
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Es ist nicht so, dass die Stadtverwaltung die Hände in den Schoß legen würde. Dass ihr die Probleme der Eltern, die händeringend nach Kita- und Krippenplätzen suchen, egal wären. Auf den ständigen Mangel hat das Rathaus in den vergangenen zwei bis drei Jahren reagiert – mit strukturellen Maßnahmen. Es schuf die Stelle eines Kita-Ausbaukoordinators, der permanent an der Umsetzung zusätzlicher Angebote arbeitet. Es rief ein Lenkungsgremium aus Politikern, Verwaltung und Bezirksbeiräten ins Leben, das die internen bürokratischen Prozesse strafft und beschleunigt. Und es nimmt viele Millionen Euro in die Hand, um weitere Plätze zu schaffen. Am Geld scheitert der Ausbau nicht.

Dass sich die Situation dennoch nur im Schneckentempo zu verbessern scheint, hat viele Gründe. So steigt der Bedarf an Plätzen durch die Bevölkerungsentwicklung mindestens ebenso rasch wie die Schaffung neuer Angebote. Außerdem erfordert der Bau von Kitas einen langen Vorlauf. Bis die ersten Kinder betreut werden können, vergehen nicht selten drei bis fünf Jahre. Darüber hinaus gibt es immer wieder unliebsame Überraschungen. Etwa, wenn die Evangelische Kirche im August 2021 ankündigt, dass sie zwei große Vorhaben aus finanziellen Gründen nicht mehr umsetzen könne. Oder vor wenigen Tagen mitteilt, dass sie, ebenfalls aus finanziellen Gründen, in den kommenden Monaten drei Einrichtungen schließen wird.

Zu Recht werfen Eltern der Verwaltung vor, in früheren Jahren nicht rasch und konsequent genug gehandelt zu haben. Ein Beispiel: Auf dem Gelände der ehemaligen Theodor-Heuss-Schule auf dem Waldhof könnte schon längst eine Betreuungseinrichtung stehen – wenn die Stadt auf die Stadtteilpolitiker gehört hätte. Aber der Blick in die Vergangenheit hilft nicht weiter. Inzwischen hat die Verwaltung für gut die Hälfte der Stadtteile eine Fülle von Vorschlägen auf den Tisch gelegt, an welchen Standorten neue Angebote entstehen könnten. Und ständig wächst die Liste der potenziellen neuen Kitas. Ob und wann sie wirklich entstehen, ist allerdings eine ganz andere Frage.

Dass es an vielen Stellen hakt, liegt auch an so manchen Anwohnern. Es gibt kaum ein Vorhaben, bei dem nicht – mehr oder weniger massiv – Bedenkenträger auf den Plan treten. Sie sind natürlich für den Ausbau von Kita-Plätzen – aber bitte nicht vor der eigenen Haustür. Aus verschiedensten Gründen gibt es Widerstand bis hin zu Petitionen an den Landtag, Widersprüchen und Klagen. Muss das wirklich sein?

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas