Die „Revolution des gesunden Menschenverstands“, die Donald Trump für Amerika proklamiert, kommt im Formel-1-Tempo daher. Mit einem Tsunami autokratischer Verfügungen quer durch alle Regierungsbereiche, die das Parlament als Legislative verzwergen und die Gewaltenteilung verhöhnen, will der neue, alte US-Präsident eine penetrante Duftmarke hinterlassen: „L’État, c’est moi“, das Bonmot von Sonnenkönig Ludwig XIV., kommt einem in den Sinn. Der Staat bin ich – das soll künftig auch für Trump gelten.
Die Zahl der Eingriffe, die von der Abschiebung von Millionen illegalen Einwanderern über die Begnadigung von Randalierern beim „Sturm aufs Kapitol“ und flächendeckende Strafzölle auf Importwaren bis zu massiven Änderungen bei der Energiegewinnung reichen, ist schwindelerregend hoch. Und das mit Absicht. Sie soll Publikum und Medien verwirren, wo schon bald nicht mehr nachgehalten werden kann, was in Arbeit ist und was nur so dahergesagt war.
Zum anderen folgt der Turbo-Start politischen Gesetzmäßigkeiten, die für einen Mann unvorteilhaft sind, der zwar Pläne für Dekaden, aber nur vier Jahre Zeit dafür hat. Nach den Zwischenwahlen im Kongress 2026 wird sich das Interesse verschieben – weg von Trump, hin zu potenziellen Nachlassverwaltern ab 2029.
Spätestens dann ist der 47. Präsident der USA eine lahme Ente. Sein Einfluss wird schwinden. Trump weiß das. Darum die Eile. In der liegen jedoch hohe Risiken. Gerichte sowie der Kongress, wo Trump mit knappen republikanischen Mehrheiten hantieren muss, können einem überambitionierten Präsidenten schnell die Show vermiesen. Keine revolutionäre Erkenntnis. Gesunder Menschenverstand.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-trumps-turbo-start-_arid,2279824.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Trumps Turbo-Start
Dirk Hautkapp glaubt, die Fülle an Dekreten des neuen, alten US-Präsidenten hat Kalkül – ihm bleibt nur wenig Zeit, das alles umzusetzen