Schlag ins Gesicht

Eva Baumgartner zum Schulweg auf der Blumenau

Veröffentlicht
Kommentar von
Eva Baumgartner
Lesedauer

Seit 15 Jahren kämpft die Eugen-Neter-Schule nun schon für einen sicheren Fuß- und Radweg. Rektorin Silvia Challal, ihr Vorgänger Michael Berges und Elternbeirat Fritz Sütterlin verdeutlichen in dieser Zeit stets aufs Neue, wie wichtig dieser Weg für die Schüler ist. Für Mädchen und Jungen, die das Leben lernen sollen: gemeinsam einkaufen, sich bewegen, auf die Blumenau spazieren. Es ist Ziel dieser Schule, Kinder zu eigenständigen und mobilen Persönlichkeiten heranwachsen zu lassen.

Die städtische Vorlage, die das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) jetzt schon wieder in die Schublade „langfristige Planung“ steckt, ist deshalb ein weiterer Schlag ins Gesicht. Denn für Schüler, Lehrer und Eltern, für Bürger und Gemeinderäte stand nach den Haushaltsberatungen im vergangenen Dezember eigentlich fest: Der Weg wird endlich verwirklicht, der Gemeinderat votierte einstimmig dafür.

Erneut argumentiert die Stadt, die Schüler würden ohnehin nicht mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule kommen: Bei einem holprigen Trampelpfad kein Wunder. Zudem liegt die Schule beim Stadtradeln derzeit ganz vorn in der Tabelle der Quadratestadt – eine Art Begeisterung für das Radfahren scheint also bei Schülern, Eltern und Lehrern vorhanden zu sein. Doch die Stadt stuft keine der drei von ihr geprüften Varianten – südlich und nördlich des Viernheimer Weges sowie durch den Wald – als geeignet ein, verweist auf Baumfällungen, auf die Zustimmung des Regierungspräsidiums Karlsruhe und ein erforderliches Planfeststellungsverfahren. Eine „kurzfristige Verbindung“ sei deshalb nicht sinnvoll, heißt es in der Vorlage. Dabei gab es in den vergangenen 15 Jahren schon Zeit genug, um Dinge in Angriff nehmen zu können.

Vom Radweg ist also keine Rede mehr. Dafür steht das Amphibienleitsystem an erster Stelle. Und das verwirrt sogar die Naturschützer. Denn auch sie machen beim rollenden Protestzug mit – und stellen ausdrücklich klar, dass auch für sie das Kindeswohl an erster Stelle steht.

Die Stadt betont immer wieder, wie wichtig ihr Bildungsgerechtigkeit ist. Sie schreibt von „optimalen sonderpädagogischen Angeboten“ der SBBZ, will hier Entwicklung, Bewegung, Orientierung und Mobilität unterstützen. Dann sollte sie aber ernsthaft überlegen, ob 30 Jahre Planung für einen Schulweg in dieses Konzept hineinpassen.

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.