American Football Respekt für Tom Brady statt Schadenfreude

Nach dem frühen Play-off-Aus von Tom Brady mit den Tampa Bay Buccaneers ist die Schadenfreude groß. Trotz der bitteren Niederlage hat der NFL-Superstar großen Respekt verdient, findet Christian Rotter.

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Christian Rotter
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Es ist verlockend, sich in Extremen zu bewegen. Das gilt für die Welt im Allgemeinen und für den Sport im Besonderen. Viel zu oft gibt es nur Schwarz und Weiß und keine Grautöne. So verhält es sich auch bei der Beurteilung des frühen Play-off-Aus’ von Tom Brady mit seinen Tampa Bay Buccaneers in der NFL. Die Schadenfreude, dass der Starquarterback eine ganz bittere Niederlage kassiert hat, ist groß – vor allem in den sozialen Netzwerken werden Hohn und Spott über einen Athleten ausgeschüttet, der an der Situation ohnehin genug zu knabbern hat.

Viele Football-Fans vergöttern Brady als „Größten aller Zeiten“, andere rechnen ihm die Erfolge nicht an. Wie man zu ihm auch stehen mag: Er trägt die geringste Schuld am frühen Scheitern der Buccaneers, die er erst vor zwei Jahren zum Titel geführt hatte. Klar: Brady warf eine Interception, er spürte aber von der ersten Sekunde an, dass er dazu gezwungen war, hohes Risiko zu gehen. Zwei Gründe sprachen dafür, dass es „TB 12“ allein mit seinem Wurfarm richten musste: Seine Offensive Line war in etwa so stabil wie ein angeknackstes Ahornblatt im wildesten Herbststurm. Und das Laufspiel kam – wie so oft in dieser Saison – überhaupt nicht auf Touren. Gerade einmal 52 Yards legten die Buccaneers auf dem Boden zurück – ein beschämender Wert.

Im Stich gelassen

Brady brachte zwar nur etwas mehr als die Hälfte seiner Würfe an den Mann, viel zu oft wurde er aber von seinen Anspielstationen im Stich gelassen. Unterm Strich standen für ihn dennoch beeindruckende 351 Pass-Yards zu Buche. Sein Widerpart Dak Prescott legte auch deshalb eine Glanzleistung hin, weil er im Gegensatz zu Brady auf eine gegnerische Defensive traf, die löchrig war wie ein Schweizer Käse.

Wie es nun weitergeht, liegt einzig und allein in Bradys Händen. Mit mittlerweile 45 Jahren ist das Karriereende nicht weit. Er mag seinen sieben Super-Bowl-Triumphen vielleicht keinen achten mehr hinzufügen. Doch auch in diesem für einen NFL-Quarterback hohen Alter ist er noch besser als viele seiner Kontrahenten. Um Bradys Leistung fair einzuordnen, ist weniger Schadenfreude und mehr Respekt angebracht.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion