Kommentar Quarantänefall ist eine Warnung für alle

Katharina Koser über die Quarantäne nach einer Jugendübernachtung

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Katharina Koser
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Gleich zu Beginn der Sommerferien ist die Freude bei einigen Familien – vorsichtig ausgedrückt – gedämpft: 57 Kinder sind nach einer Vereinsübernachtung in Quarantäne, weil eines von ihnen kurz danach positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Und das, obwohl vor der Veranstaltung Tests gemacht wurden, und der Verein nach bestem Wissen und Gewissen die zu diesem Zeitpunkt geltenden Hygieneregeln beachtet und durchgesetzt hat. Nur allzu verständlich ist die Enttäuschung der betroffenen Kinder, dass sie jetzt nicht nur alle Freizeitaktivitäten verpassen, sondern auch den Schuljahresabschluss, die Zeugnisausgabe, den Abschied von ihren Mitschülerinnen, Mitschülern und Lehrkräften. 14 Tage sind lang, erst recht, wenn es Sommer ist, und noch viel mehr, wenn man Kind ist. Da haben sie sich seit über einem Jahr eingeschränkt, und dann macht dieser eine Tag vieles zunichte. Ein Tag, an dem sie ein bisschen Normalität leben wollten, auch das unter Einschränkungen, aber zumindest fast so wie früher. Ungerecht ist das, verdammt ungerecht.

Aber das Virus schert sich nicht um Gerechtigkeit. Die aktuell (noch) recht niedrigen Inzidenzen sind trügerisch. Es ist wichtig, Kindern und Jugendlichen und auch den Erwachsenen ein Stück Normalität zurückzugeben. Trotzdem – das Risiko besteht weiterhin. Ein Vergleich mit Reiserückkehrern hinkt, denn dort ist es ein abstraktes Risiko. Der direkte Kontakt mit einer infizierten Person dagegen ist ein konkretes. So schmerzhaft es ist: Die Quarantäne ist notwendig. Schuld hat hier niemand, es war schlicht großes Pech für die Beteiligten. Das Gesundheitsamt konnte mit Hilfe des Vereins fünf Tage nach dem Kontakt die Familien informieren. Da hatten wir schon ganz andere Zeiten: als die Behörden nicht hinterher kamen, weil die Fallzahlen explodierten. Aber die Kontaktnachverfolgung bleibt nur gewährleistet, wenn die Inzidenz nicht wieder so steigt wie im vergangenen Herbst.

Die Normalität kann nur dann dauerhaft zurückkommen, wenn wir als Gesellschaft die Gefahr nicht aus Überdruss oder Leichtsinn ignorieren – und wenn sich alle, denen es möglich ist, impfen lassen. Dieser Fall sei uns allen eine Warnung: Es ist noch lange nicht vorbei.

Redaktion