Hagen Strauß - hätte einen anderen Begriff für das Wort des Jahres schöner gefunden als „Corona-Pandemie“ – doch die Auswahl war begrenzt Ohne Aha-Effekt

Hagen Strauß hätte einen anderen Begriff für das Wort des Jahres schöner gefunden als „Corona-Pandemie“ – doch die Auswahl war begrenzt

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Hagen Strauß
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Von „Corona-Pandemie“ wird inzwischen so selbstverständlich gesprochen wie vom Wetter. Das Virus bestimmt seit März nicht nur den Alltag der Menschen, sondern auch die Gespräche und Diskussionen, die Sorgen und Ängste. Politisch wie privat. Hinzu kommt, dass viele neue Wortschöpfungen mit Corona entstanden sind. Dass die Gesellschaft für deutsche Sprache daher „Corona-Pandemie“ zum Wort des Jahres küren würde, ist keine Überraschung.

Selbst das Wort „Geisterspiele“ in der Fußball-Bundesliga auf Platz acht des Rankings hat indirekt mit dem Virus zu tun. Lediglich „Black Lives Matter“ auf dem vierten und „Gendersternchen“ auf Platz neun fallen aus dem Rahmen. Zugleich gilt aber auch: Besonders einfallsreich ist das Wort des Jahres nicht, der Aha-Effekt ist ausgeblieben. Und wenn man bedenkt, dass nicht nur viel über die Pandemie geredet wird, sondern zahlreiche Menschen des Themas überdrüssig sind, wäre eine andere Kür durch die Gesellschaft für deutsche Sprache schöner gewesen.

Das Problem ist halt, dass die Auswahl offenkundig begrenzt gewesen ist. Schaut in 50 Jahren mal jemand auf die Liste der Wörter des Jahres, dann ist die „Corona-Pandemie“ ein noch nie da gewesenes Ereignis, das zweifellos dem Jahr 2020 wie nichts anderes den Stempel aufgedrückt hat. Daneben vielleicht nur noch die Abwahl von US-Präsident Donald Trump, die auch eine historische Komponente beinhaltet. „Trumpismus“ wäre noch eine Möglichkeit gewesen, wobei mit diesem Wort auch nichts Ermutigendes verbunden ist.

Spannender dürfte eine andere Wahl im Januar werden: das Unwort des Jahres 2020. Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass auch diese Experten-Jury am Virus nicht vorbeikommen dürfte. „Corona-Pandemie“ vielleicht?