Es ist bisher bei dieser unsäglichen Fußball-Weltmeisterschaft noch nicht oft passiert, aber statt über Politik, verbotene Armbinden und Menschenrechte müssen wir nach der deutschen Auftaktniederlage gegen Japan über Fußball sprechen – trotz der überraschend originellen Geste des DFB-Teams in Richtung des widerlichen Weltverbands FIFA, als Spieler und Trainer sich vor dem Anpfiff demonstrativ den Mund zuhielten.
Fußballerisch war das 1:2 im ersten Gruppenspiel gleichzeitig überflüssig und entlarvend, was der DFB-Elf weiter zur Weltspitze fehlt: hinten viel zu anfällig, vorne nicht kaltschnäuzig genug. Eine fatale Mischung.
Da auch der Spielplan bei diesem Turnier kein Freund der Deutschen ist, droht nach dem Fiasko bei der WM 2018 in Russland das nächste schnelle Aus. Gegen Spanien steht am Sonntag schon das erste K.o.-Spiel in Katar an. Bei einer weiteren Niederlage fährt die Mannschaft von Hansi Flick mit hoher Wahrscheinlichkeit nach der Vorrunde nach Hause. Das nächste WM-Desaster zeichnet sich ab. Und die immense Drucksituation vor dem Duell mit einem Mitfavoriten hat sich die DFB-Elf schön selbst eingebrockt.
Große Problemzone Abwehr
Eine Stunde lang sah der Auftritt der deutschen Auswahl besser aus, als es nach den durchwachsenen Eindrücken im Vorfeld zu erwarten war. Gerade im Spiel nach vorne funktionierte vieles mehr als passabel, sieht man einmal von der mangelhaften Chancenverwertung ab – die sich noch bitter rächen sollte.
Einzelne Unsicherheiten in der Defensive deuteten aber bereits in der ersten Halbzeit an, wo weiterhin die große Problemzone dieser Mannschaft liegt. Außer Antonio Rüdiger hat in der DFB-Abwehr kein Spieler internationales Format. Der offensiv ausgerichtete Stil Flicks bleibt deshalb ein ständiges Risiko. Gegen die schnellen Japaner taten sich bei den Gegentoren vor allem die Verteidiger Niklas Süle und Nico Schlotterbeck mit haarsträubenden individuellen wie taktischen Fehlern hervor, die auf dem Niveau einer WM bestraft werden. In nur acht Minuten drehte Japan ein Spiel, das der vierfache Weltmeister niemals hätte verlieren dürfen. Was direkt dazu führt, dass das deutsche Team bereits mit dem Rücken zur Wand steht, obwohl das Turnier gerade erst begonnen hat.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-nach-12-gegen-japan-dfb-elf-sofort-mit-dem-ruecken-zur-wand-_arid,2022027.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/themen-schwerpunkte_dossier,-fussball-em-2021-_dossierid,241.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Nach 1:2 gegen Japan: DFB-Elf sofort mit dem Rücken zur Wand
Hinten zu anfällig, vorne nicht kaltschnäuzig genug: Der deutschen Fußball-Nationalmannschaft droht nach dem 1:2 gegen Japan das nächste WM-Debakel