Mannheim. Klar: Der Neubau einer Moschee weckt bei Anwohnern hierzulande meistens keine Glücksgefühle. Erst recht nicht, wenn jene Islamgemeinde schon im Visier des Verfassungsschutzes steht. Insofern ist die Aufregung, die das Projekt in Käfertal-Süd bereits ausgelöst hat und nun wohl in ganz Mannheim auslösen wird, durchaus verständlich. Doch sollte man die sprichwörtliche Kirche, in diesem Fall die Moschee, im Dorf lassen.
Der Islam gehört nun mal zu Deutschland, in Mannheim sogar schon lange. Auch hier lebende Muslime haben ein Recht auf Gebetshäuser. Bislang ist das Omar-Al-Faruq-Center in der Neckarstadt-West in einem unscheinbaren, manche meinen schäbigen Hinterhof untergebracht. Die Räume dort sollen viel zu klein sein.
Der Islam gehört nun mal zu Deutschland, in Mannheim sogar schon lange. Auch hier lebende Muslime haben ein Recht auf Gebetshäuser.
An einem anderen Ort einen größeren Neubau zu planen, der auch Jugendlichen mehr Platz bietet, ist nicht verwerflich. Es wäre töricht, würde die Stadtverwaltung das Projekt mit bürokratischer Gängelung torpedieren. Erstens unterbinden das in der Regel Gerichte, das Grundgesetz schreibt eine Gleichbehandlung der Religionen vor. Zweitens ist Ausgrenzen nie dazu geeignet, Radikalisierung zu verhindern. Im Gegenteil.
Moschee-Neubau in Mannheim: Dialog mit Religionen hat sich bewährt
Selbstverständlich darf das neue Gemeindezentrum nicht für extremistische Propaganda genutzt werden. Da sollte nicht nur der Verfassungsschutz genau hinsehen, sondern auch Stadt und Gesellschaft. Das beste Mittel hierzu ist Kontrolle durch Einbinden. Der bisherige Mannheimer Weg hat sich bewährt, den ständigen Dialog mit allen Religionsgemeinschaften zu suchen, auf verschiedenen Ebenen zu kooperieren sowie sie sich zu Vielfalt und Toleranz bekennen zu lassen.
Letzteres mag man als reine Lippenbekenntnisse abtun. Doch für Islamgemeinden unter Fundamentalismusverdacht ist es keineswegs selbstverständlich, öffentliche Bekenntnisse gegen jedwede Form der Diskriminierung abzulegen. Gerade zeigt sich ja in den weltweiten Reaktionen auf die furchtbaren Ereignisse in Israel, wie schwer sich manche Muslime sogar mit der Distanzierung von Terror tun.
Gut, dass das in Mannheim bislang anders war. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum die Kundgebungen zur neuen Gewaltwelle im Nahen Osten hier bisher weit weniger konfrontativ ablaufen als in manch anderer deutschen Großstadt.
Natürlich kann sich das leider schnell ändern, gerade nach einer weiteren Eskalation im Gazastreifen. Aber umso wichtiger ist es, weiter den Dialog zu pflegen und gemäßigte Kräfte zu stärken.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-moschee-neubauplaene-sind-nicht-verwerflich-_arid,2140515.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Moschee-Neubaupläne sind nicht verwerflich
Steffen Mack kann die Aufregung in Mannheim um das in Käfertal-Süd geplante islamische Gemeindezentrum gut verstehen. Dennoch ist das Vorhaben nachvollziehbar