In der Lkw-Branche herrscht Fahrer- und Fahrerinnenmangel. Dabei transportieren sie tägliche wichtige Produkte für uns alle wie Klopapier oder Essen. Deshalb fordert Tatjana Junker mehr Anerkennung. Mehr Wertschätzung für Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen

Tatjana Junker zum Fahrermangel in der Lkw-Branche

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Tatjana Junker
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Wer an Lkw denkt, hat oft erstmal nichts Gutes im Kopf: Die meisten von uns assoziieren damit nervtötende Staus, zugeparkte Stellplätze und quälend langsame Überholmanöver, von denen wir uns in unseren eigenen, natürlich wahnsinnig wichtigen und dringenden Unternehmungen ausgebremst fühlen. Wer macht sich in solchen Momenten schon bewusst, dass die Männer (und die wenigen Frauen), die da im Führerhaus ihres Lkw sitzen, letztlich für uns unterwegs sind? Dass sie das Toilettenpapier und die Cornflakes transportieren, die wir am nächsten Morgen aus dem frisch aufgefüllten Supermarktregal nehmen? Oder die heiß ersehnte X-Box, die später der Amazon-Paketbote bei uns vor der Haustür abliefert? Wohl kaum jemand.

Dabei muss man nicht lange nachdenken, um darauf zu kommen, dass ohne sie unser komplettes Wirtschaftssystem in kürzester Zeit zusammenbrechen würde. Kaum eine Firma kann heute länger als ein paar Tage produzieren, wenn sie nicht ständig mit Komponenten-Nachschub versorgt wird – oft aus der ganzen Welt. Und wie „gut“ wir Deutschen damit zurechtkommen, wenn im Supermarkt das Mehl oder das Klopapier knapp wird, wissen wir seit der Pandemie ja auch. Klar ist auch, dass der Transport über die Straße noch lange die mit Abstand größte Rolle im Güterverkehr spielen wird – selbst bei Regierungsbeteiligung der Grünen.

Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer sind also absolut systemrelevant – und das sollte sich in der Wertschätzung für ihre Arbeit widerspiegeln. Als Erstes sind dabei die Arbeitgeber in der Pflicht: zum Beispiel durch ein Gehalt, das den Herausforderungen des Jobs gerecht wird. Gleichzeitig müssen die Speditionen kreativer werden und im Fernverkehr zeitgemäße Arbeitsmodelle entwickeln. Wer qualifizierte Fachkräfte will, kommt heute nicht daran vorbei, ihnen neben dem Beruf ein erfülltes Sozialleben zu ermöglichen.

Die höhere Wertschätzung muss sich aber auch an anderen Stellen niederschlagen: bei den Kunden zum Beispiel, wo die Fahrer teilweise als unbezahlte Be- und Entladehilfen missbraucht werden oder nicht mal auf die Toilette dürfen. Und auf den Straßen, wo es genügend Stellplätze braucht, auf denen Fahrerinnen und Fahrer unter akzeptablen Bedingungen ihre Ruhezeiten verbringen können.

Dass das alles zu steigenden Preisen für die Verbraucher führt, ist unausweichlich. Bleiben die Lkw aber erst einmal stehen, weil die Fahrer fehlen, wird es noch deutlich teurer.

Redaktion Wirtschaftsreporterin