Beleidigt, bedroht, bespuckt – oder sogar angegriffen. Aggressionen gegenüber Einsatzkräften gehören für Polizisten und Polizistinnen längst zum traurigen Berufsalltag. Dass sich diese Wut immer öfter gegen Einsatzkräfte wie Notfallsanitäter, Feuerwehrleute und selbst Straßenbahnfahrer und -fahrerinnen richtet, ist beschämend und erschreckend. Nicht nur bundesweit, sondern auch in Mannheim werden Fahrer oder Fahrerinnen beispielsweise auf der Vogelstang mit Pfefferspray attackiert, Polizisten bei der Festnahme eines Gesuchten angegriffen, Sanitäter und Sanitäterinnen bedrängt, die kranke Mutter vor Ort gesund zu machen – und zwar sofort.
Woher aber kommt diese große Ungeduld, die oft in Wut und Respektlosigkeit umschlägt? Warum werden Einsatzkräfte nicht mehr ernst genommen, Absperrungen ignoriert, Rettungsgassen blockiert, Fahrzeugführer beleidigt? Wieso braucht es mittlerweile eine bedruckte Straßenbahn, um für ein respektvolles Miteinander zu sensibilisieren – was doch eigentlich selbstverständlich sein sollte? Ist es nicht das Mindeste, denjenigen respektvoll entgegenzutreten, die täglich für uns und unsere Liebsten im Einsatz sind? Schließlich retten sie uns im wahrsten Sinne des Wortes das Leben, wenn es brennt. Oder fahren uns schlicht verlässlich und sicher jeden Tag von A nach B. Dass dabei auch Fehler passieren, sich nicht jeder und jede im öffentlichen Dienst oder im Nahverkehr immer korrekt verhält, ist unbestritten. Klar ist es ärgerlich, wenn einem etwa trotz Sprint die Tür von Bus oder Bahn vor der Nase zugeschlagen wird. Und sicher fühlen sich einige manchmal zu Recht falsch oder schlecht von Ordnungshütern behandelt oder haben das Gefühl, dass der Rettungsdienst ohne viele Fragen zum Gesundheitszustand loslegen sollte. Deshalb aber auszurasten, sich solchen Helfenden bewusst in den Weg zu stellen, sie sogar zu beleidigen oder zu attackieren: Das geht gar nicht.
Wer so ein Verhalten mitbekommt, sollte das nicht einfach hinnehmen. Sicherlich wird die Respekt-Kampagne nicht auf einen Schlag alle davon abhalten, ihre Wut an anderen auszulassen. Vielmehr ist sie auch ein Aufruf an uns alle, uns beherzter für diejenigen einzusetzen, die helfen. Gerade sie benötigen Rückhalt, wenn sie in Bedrängnis geraten. Schließlich ist ihr Job schon stressig und fordernd genug. Und natürlich belasten solche Anfeindungen die vermeintlich Stärksten. Was hilft? Einfach mal freundlich sein – und im besten Fall den Helfenden beizustehen, statt voreilig zu pöbeln.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mehr Einsatz für unsere Alltagshelfenden!
Sie sind jeden Tag für uns im Einsatz - und doch werden Mannheimer Einsatzkräfte und Straßenbahnfahrer beleidigt und angegriffen. Das sollte niemand von uns einfach so hinnehmen, sondern sich dagegen stellen, findet Lisa Wazulin