Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer Live-Schalte-Eklat: Das geht gar nicht!

Ja, das Live-Interview war recht laut. Wer beim Parteitag der Mannheimer CDU im hinteren Bereich der Feudenheimer Kulturhalle saß, der wurde schon ein wenig abgelenkt durch die Live-Schalte hinten in der Ecke, wo eine SWR-Reporterin mit dem Vorstands-Kritiker Heinrich Braun sprach. Man konnte sich durch die Schalte nicht so gut auf die Rede konzentrieren, die die kommissarische Kreisvorsitzende Katharina Funck in diesem Moment vorne auf dem Podium hielt. Es wäre sicher besser gewesen, wäre die Reporterin mit ihrem Gesprächspartner für die Schalte ein paar Schritte Richtung Foyer gegangen. Aber das rechtfertigt das Verhalten des CDU-Mitglieds und Mannheimer Stadtrats Thomas Hornung natürlich in keiner Weise.

Er ging bei dem Interview dazwischen, mit dem die SWR-Journalistin gerade live auf Sendung war – was dazu führte, dass der Sender die Schalte abbrechen musste. Hornung braucht sich deshalb nicht zu wundern, dass nun eine Welle der Empörung über ihn hereinbricht, die seine Partei und ihn selbst mit der AfD vergleicht, die Journalisten von Parteitagen ausgeschlossen hat.

Im Video von der abgebrochenen Live-Schalte, das in den sozialen Medien kursiert, bezeichnet sich Hornung selbst als „ausgebildeter und gelernter Journalist“. Gerade als solcher muss er wissen, dass er bei einer solchen Live-Schalte unmöglich dazwischengehen kann, stattdessen das Recht der Medien auf freie Berichterstattung zu respektieren hat. Dass das Interview mit dem Vorstands-Kritiker Braun genau zu der Zeit lief, als die Kreis-Chefin ihre Rede hielt, hat weniger mit böser Absicht und mehr mit Zeiten von Sendungen zu tun. Daraus ein Desinteresse an ausgewogener Berichterstattung abzuleiten, ist schon eine steile These.

Was Thomas Hornung hätte tun sollen? Die Schalte laufen lassen, und der Reporterin danach in einem persönlichen Gespräch sagen, dass er Ort und Zeit der Schalte für unglücklich hielt. Aber für so viel kühlen Kopf war offenbar kein Platz beim hochemotionalen CDU-Parteitag.