Mannheim. An Stammtischen in Mannheim wird‘s schon länger diskutiert, in der Kommunalpolitik bislang nur hinter vorgehaltener Hand: Wann kommt der Punkt, an dem sich die Stadt die Generalsanierung des Nationaltheaters nicht mehr leisten kann? Es braucht mit Thomas König jetzt einen Wissenschaftler, der die Debatte in die Öffentlichkeit bringt. Denn sie muss dringend geführt werden.
Bei Mannheimer Nationaltheater-Sanierung ist das Ende der Fahnenstange nicht erreicht
Die ursprünglich auf 240 Millionen Euro angelegten Kosten sind für Mannheim schon in wirtschaftlich guten Zeiten ein Brett. Und jetzt? Sind die Zeiten wirtschaftlich eben keine guten – ganz im Gegenteil. Im Mannheimer Rathaus muss man nicht mehr auf die andere Rheinseite schauen, um Löcher im Haushalt zu sehen.
Die Kosten für die Sanierung des Nationaltheaters sind mittlerweile auf fast 330 Millionen Euro gestiegen. Ein Teil der Mehrkosten sind unter anderem nur gedeckt, weil auf ein neues Zentrallager komplett verzichtet wurde. Aktuell sind rund 40 Millionen Euro untergedeckt – für die es noch keine Lösung gibt. Obendrein: Zu glauben, dass mit dieser Kostensteigerung das Ende der Fahnenstange erreicht ist und keine weiteren Mehrkosten für die Sanierung hinzukommen, wäre blauäugig und fahrlässig.
Auflagen zum Mannheimer Haushalt verschärfen die finanzielle Situation
Zumal nicht nur das Theater Löcher aufreißt, die gestopft werden müssen. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass das Karlsruher Regierungspräsidium Mannheims Doppelhaushalt für dieses und nächstes Jahr nur unter Auflagen genehmigt hat. Und die haben es in sich. Bis Ende 2028 muss die Stadt ihre sogenannte Liquiditätsreserve wieder auffüllen. Heißt konkret: Etwa 160 Millionen Euro im Haushalt einsparen, im Schnitt also 40 Millionen Euro im Jahr. Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass es damit auch im Mannheimer Haushalt langsam ans Eingemachte geht. Die Einschnitte werden immer schmerzhafter werden.
Vor diesem Hintergrund ist längst überfällig, die Debatte über die Sanierungskosten für das Nationaltheater zu führen. Schon jetzt bindet das Mannheimer Mammutprojekt so viele finanzielle Mittel, dass an anderen Stellen Abstriche gemacht werden müssen. Das haben die Haushaltsberatungen im Dezember gezeigt: Einige Projekte, die vergleichsweise niedrige fünfstellige oder sechsstellige Summen benötigen, bleiben bereits auf der Strecke.
Keine ehrliche Debatte zu führen, ist Großteil der Mannheimer Bevölkerung nicht zu vermitteln
Um es klarzustellen: Die Debatte zu führen, bedeutet nicht, die Sanierung abzubrechen. Es geht darum, sie ehrlich und ergebnisoffen zu führen. Das könnte bedeuten, bei der Sanierung massiv abzuspecken. Es wird wehtun müssen: Lieber schmerzhafte Einschnitte fürs Theater als zu schmerzhafte Einschnitte an andere Stelle, die einem Großteil der Mannheimer Bevölkerung nicht zu vermitteln wären. Nämlich denen, die mit Schauspiel, Oper oder Tanz nichts am Hut haben.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheim muss offen über die Theater-Sanierung sprechen
Die Kosten für die Nationaltheater-Sanierung steigen massiv. Gleichzeit muss in Mannheims Haushalt eingespart werden. Die Politik muss jetzt ehrlich diskutieren