Von einem Tag auf den anderen sollen freie Träger 38 Prozent mehr an Geld erhalten, wenn sie Kitas sanieren oder neu bauen. Allein in den nächsten vier Jahren rechnet die Stadt dadurch mit zusätzlichen Ausgaben in Höhe von 25 Millionen Euro. Für Otto Normalverbraucher klingt das nach viel Geld. Aber das relativiert sich rasch bei einem Blick auf die Details.
Erstens: Seit 2019 sind die Zuschüsse unverändert geblieben. Die zusätzlichen 38 Prozent decken, wenn überhaupt, nur den rapiden Anstieg der Baukosten in den vergangenen Jahren.
Zweitens: Die Stadt zahlt pro geschaffener Kita-Gruppe einen Festbetrag, der in etwa 70 Prozent der entstandenen Kosten decken soll. In der Regel liegen die tatsächlichen Ausgaben aber höher.
Einige freie Träger sagen denn jetzt auch, die Erhöhung sei zwar ein richtiger Schritt, reiche aber bei Weitem nicht. Manche mögen sie deshalb als undankbar bezeichnen. Aber es geht hier nicht um Dankbarkeit. Diejenigen, die angesichts Hunderter fehlender Plätze neue Betreuungsmöglichkeiten schaffen möchten, nehmen der Stadt eine ganz zentrale Aufgabe ab, für die sie ganz allein zuständig ist. Sie muss den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz erfüllen – und nicht die freien Träger, die ihr dabei helfen. Und die dabei nicht auch noch draufzahlen möchten. Müsste die Stadt den Kita-Ausbau ohne deren Engagement bewältigen, würde sie keine 70 Prozent der investiven Kosten – oder in der Regel noch deutlich weniger – zahlen, sondern 100 Prozent.
Bürgermeister Dirk Grunert bringt als Gegenargument, dass Investoren, die Kitas bauen wollten, der Stadt „die Bude einrennen“. Und das selbst bei einer geringeren Förderung. Ihre Ausgaben holen sich diese Investoren am Ende aber wieder über höhere Kita-Elternbeiträge zurück. So kommt es häufig vor, dass Familien für einen Platz ein Mehrfaches dessen hinblättern müssen, was andere anderswo zahlen.
Das kann auf Dauer nicht so bleiben. Die Stadt muss die Förderung stark erhöhen. Im Grunde sollte sie den Kita-Ausbau komplett finanzieren – oder die Kitas selbst bauen und dann vermieten. Im Gegenzug kann sie den Trägern die Höhe der Elternbeiträge vorschreiben.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Kita-Ausbau in Mannhehim komplett finanzieren
Freie Träger erhalten künftig mehr Fördermittel für den Kita-Ausbau. Aber trotz einer deutlichen Erhöhung reicht das nicht, meint Bertram Bähr. Eine komplette Finanzierung durch die Stadt wäre wünschenswert