Kommentar Kaum auszuhalten

Nina Kugler ist erschüttert angesichts der Flut von Gewalt-Videos als Teil des Propaganda-Kriegs der Hamas

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Kommentar von
Nina Kugler
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Die Bilder und Berichte, die seit dem Angriff der radikal-islamischen palästinensischen Hamas-Terroristen auf Israel um die Welt gehen, sind unvorstellbar grausam. An der Zivilbevölkerung werden Massaker verübt. Und wir alle können die Gräueltaten quasi miterleben. Über Videos, die häufig von den Terroristen selbst in den sozialen Netzwerken hochgeladen werden. Sie sind Teil des Propaganda-Kriegs der Hamas und lassen sich oft nur schwer unabhängig überprüfen. Und doch zeigen sie eine neue Dimension des Krieges.

Es sind diese Videos in den Social-Media-Diensten im Internet, die den Krieg und das Grauen ganz nah an jeden von uns herankommen lassen. Da ist das Video einer fünfköpfigen Familie, mutmaßlich aufgenommen von einem Hamas-Angreifer. Eines der drei Kinder liegt tot am Boden, seine Geschwister liegen apathisch und offensichtlich unter Schock daneben. Dann schlagen Bomben ganz in der Nähe ein, die Erwachsenen versuchen, die Kinder mit ihren Körpern zu schützen. Was aus der Familie wurde? Es ist ungewiss.

Ein weiteres Beispiel ist das herzzerreißende Video einer jungen Frau, die auf dem Musik-Festival in der Wüste östlich des Gazastreifens als Geisel genommen wird. Die Angreifer zwingen sie auf ein Motorrad. Die Frau streckt flehentlich ihre Hände nach ihrem Partner aus, der ebenfalls von der Hamas gefangen genommen wurde. Während die beiden getrennt werden – die Frau wird weggefahren, der Mann abgeführt –, ruft sie in letzter Verzweiflung: „Don’t kill me“ No, no, no.“ Beide gelten seither als vermisst. Da ist das Video einer jungen Frau, die als Geisel im Gazastreifen einer Horde feiernder Männer vorgeführt wird. Sie ist verletzt, auf ihrer hellgrauen Hose ist im Schritt viel Blut zu sehen. Das Video passt zu Berichten, dass Frauen auf dem Musik-Fest von den Angreifern vergewaltigt wurden. Viele wurden laut Augenzeugenberichten später hingerichtet.

Unzählige solcher Videos wurden in den sozialen Medien hochgeladen. Es ist die schiere Übermacht der Bilder, die einen überfluten und fassungslos zurücklassen – und die den Hass der Hamas-Terroristen auf Israel und seine Bevölkerung offenlegen. Viele dieser Videos werden zu Propaganda-Zwecken von den Terroristen selbst im Netz hochgeladen. Sie stellen die toten Körper zur Schau, schänden sie, ergötzen sich daran.

Zum Beruf des Journalisten gehört es, das Grauen des Krieges zu verifizieren. Wenn wir nicht vor Ort sein können, müssen wir uns die Quellen, die wir haben, am Rechner oder auf den Mobilgeräten ansehen. Das, was seit Sonnabend aus Israel auf meinem Handy zu sehen ist, übersteigt das zuvor Gesehene und Vorstellbare.

Das Ziel der Hamas ist offensichtlich: Die Terroristen wollen den Krieg auch in den sozialen Netzwerken führen, sie wollen die Berichterstattung instrumentalisieren und gleichzeitig ihre Opfer so weitgehend wie möglich demütigen. Das muss man im Hinterkopf behalten.

Und trotzdem ist es wichtig, darüber zu berichten. Es geht dabei nicht darum, das Leid der Opfer auszuschlachten. Es geht vielmehr ums Verstehen. Es geht darum, das Unbegreifliche sichtbar zu machen. Hätte die EU-Kommission ohne diese schrecklichen Videos, Fotos und Augenzeugenberichte die Gelder für die palästinensische Autonomiebehörde so schnell eingefroren? Es ist jedenfalls ein beispielloser Schritt, den die EU nun geht. Und mit ihr viele weitere Staaten und Organisationen.