Das meist gebrauchte Wort auf der Freudenberg-Pressekonferenz gestern war mit Abstand: Innovation. Um auf allen möglichen Zukunftsmärkten erfolgreich zu sein, sind Innovationen, sprich neue Produkte und neue Prozesse, für die Führungsriege im Weinheimer Familienkonzern das Allheilmittel.
Nur für ein Problem hat der Konzern, der sich den Slogan "Innovating together" (zusammen innovativ sein) gegeben hat, keine innovative Lösung. In drei Produktionsbereichen am Stammsitz Weinheim sollen vermutlich noch im Verlauf dieses Jahres insgesamt rund 230 Stellen abgebaut werden. Dienstleistungen seien nicht mehr wettbewerbsfähig, und die Konkurrenz habe vergleichbare Tätigkeiten schon früher ins billigere Osteuropa verlagert, hieß es unter anderem zur Begründung.
Lösung ohne Kündigungen
Nun kann man Lagerarbeiter oder Maschinenbediener nicht auf die Schnelle zum Spezialisten für Elektroauto-Batterien oder Brennstoffzellen umschulen. In beiden Bereichen will Freudenberg künftig kräftig investieren. Doch vielleicht findet sich, entsprechend weitergebildet, auch in Weinheim noch Arbeit für die betroffenen Mitarbeiter. Die Betriebsräte wollen sich mit eigenen Ideen in die Pläne zum Abbau einbringen. Sie sind näher dran am Geschäft, und es lohnt sich bestimmt, sie anzuhören. Vielleicht haben sie sogar eine innovative Lösung. Der geplante Stellenabbau ist jedenfalls die denkbar einfachste Lösung. Angesichts eines Milliardengewinns könnte das Management es sich eigentlich leisten, von Anfang an den Arbeitnehmervertretern Lösungen anzubieten, die ganz ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Innovativ statt einfach
Michael Roth über den geplanten Jobabbau bei Freudenberg