Inflation: Nicht alle werden ärmer

Die Inflation frisst den Verbrauchern ihr Geld auf. Das liegt auch daran, dass die Unternehmen die Preise stärker erhöht haben, als ihre Kosten gestiegen sind, kritisiert Walter Serif

Veröffentlicht
Kommentar von
Walter Serif
Lesedauer

Mannheim. Seit drei Monaten sinkt die Inflationsrate in Deutschland und liegt jetzt „nur“ noch bei 6,1 Prozent. Jubelstimmung dürfte aber bei den Menschen deshalb kaum aufkommen. Denn mit Statistiken ist das so eine Sache. Im Supermarkt oder beim Dönermann sind die Preise nämlich noch immer extrem hoch. Und daran wird sich auf Sicht wenig ändern. Die Leute müssen sich nach drei Jahren Dauerkrise immer mehr einschränken und können kaum mehr etwas auf die Seite legen. Für viele dürfte deshalb auch der Urlaub im Sommer ein Problem werden, selbst wem der Klimaschutz egal ist, muss sich überlegen, ob eine Flugreise überhaupt drin ist.

Das alles drückt auf die Stimmung und ist auch mit verantwortlich dafür, dass die Wirtschaft nicht mehr so richtig auf die Beine kommt und es mit ihr sogar abwärts geht. Der Grund liegt auf der Hand: Die Kaufkraft ist gesunken, diesen Wohlstandsverlust können selbst die kräftigen Lohnerhöhungen nicht ausgleichen. Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck hat deshalb schon im vergangenen Jahr mit entwaffneter Ehrlichkeit gesagt: „Wir werden ärmer werden.“

Allerdings nicht alle. Isabel Schnabel, die im Direktorium der Europäischen Zentralbank sitzt, hat darauf hingewiesen, dass die Löhne in den vergangenen Jahren geringer gestiegen sind als die Preise. Das heißt: Die Beschäftigten tragen die Kosten der Inflation. Und warum? Auch dazu hat die EZB die notwendigen Daten: Die Unternehmen haben die Preise stärker erhöht, als ihre Kosten gestiegen sind. Deshalb stellt sich die Frage, warum es eigentlich nur für Unternehmen der Energiebranche eine Übergewinnsteuer gibt.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft