Kommentar Hinschauen und handeln

Stefanie Ball fordert mehr Tempo bei den Schutzkonzepten

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Stefanie Ball
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Der jüngste Forschungsbericht, der zugleich die größte Studie zu Gewalterfahrungen im organisierten Sport ist, kommt zu dem nüchternen wie erschreckenden Ergebnis: Im Vereinssport besteht ein bedeutsames Problem.

Sexualisierte Gewalt kann überall passieren – das ist eigentlich eine Binsenweisheit. Doch diese Vorstellung scheint vielen entweder zu monströs oder zu abwegig. Die Bundesregierung hat vor ein paar Tagen eine neue Aufklärungskampagne vorgestellt, sie trägt den Titel: „Schieb den Gedanken nicht weg!“

Bei der Kampagne geht es um den sexuellen Missbrauch von Kindern, der Kern des Problems ist jedoch unabhängig vom Alter der Opfer immer der gleiche: Der Gedanke scheint zu fern, dass man ihn gar nicht erst denkt. Und das ist der Skandal. Trotz aller bislang bekanntgewordener Missbrauchsfälle, die sich nicht nur in Kirchenräumen, sondern in Schwimmbädern, Umkleidekabinen und auf Sportfreizeiten zugetragen haben, ist der Reflex der (noch) Nicht-Betroffenen: Das betrifft uns nicht.

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Doch! Es betrifft alle, und einfach nichts zu tun, ist verantwortungslos und grob fahrlässig. Es stimmt sicherlich, was auch die oben genannte Studie unterstreicht, dass den von viel Ehrenamt getragenen Vereinen oft Zeit und Personal fehlt, um Schulungen zu besuchen und Schutzkonzepte vor Ort zu implementieren. Aber es gibt keine andere Wahl. Und es gibt Unterstützung, etwa durch den Kinderschutzbund oder die Landessportbünde.

Präventionsarbeit gehört ganz oben auf die Agenda der Sportclubs. Mit gehöriger Zeitverzögerung beginnen Mannheims Vereine, sie dort hinzustellen. Der offene Umgang mit dem Thema und eine Kultur des Hinschauens sind der beste Schutz. Der einzige Schutz.

Freie Autorin