Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Grüne Mitte in Mannheim-Franklin: Spinnerte Idee mit Potenzial

Der Architekt Winy Maas ist bekannt für spinnerte Ideen – die er durchaus erfolgreich umsetzt. In Rotterdam hat er ein Gebäude errichtet, in dem die Fenster quasi im Boden, nach unten ausgerichtet sind – eine gigantische, elegante Markthalle, in der ordentliche Umsätze erzielt werden. In Mannheim ist es also nun ein vierstöckiger Hügel, in dem – ein bisschen wie in Hobbingen – Geschäfte, Büros und Praxen im Inneren unter einer zehn bis 70 Zentimeter dicken Erd- und Substratschicht angeordnet sind.

Ein Hingucker ist das allemal. Wenn so viele Menschen, wie auf den Skizzen der Architekten abgebildet sind, die Geschäfte dort tatsächlich einmal frequentieren, dann dürften sich all die Fragen, die im Gemeinderats-Ausschuss gestellt wurden, ebenso schnell erledigen, wie sie nun von GBG-Chef Karl-Heinz Frings und Bürgermeister Ralf Eisenhauer elegant vom Tisch gewischt wurden (auch wenn sich beide gegen diesen Ausdruck vehement verwehrten).

Entsteht mit der Passage durchs Hügelinnere nicht ein Angstraum? Und oben auf der Spitze machen Jugendliche die ganze Nacht Halligalli? Reicht die Bewässerungsanlage aus, damit das Grün nicht schnell vertrocknet? Oder bei zuviel Regen – rutscht die Erdschicht dann ab? Alles kein Problem, alles geregelt, so die Botschaft der Stadt, die man auch bei anderem Vorhaben so oder ähnlich vernommen hat.

Die Öffentlichkeit erfährt über die – mutmaßlich deutlich überdurchschnittlichen – Kosten nur scheibchenweise, wenn überhaupt etwas. Auch die Begründung, warum die Stadt an dieser Stelle von ihrer eigenen, ausdrücklich projektbezogenen Sozialquote abweicht, bleibt merkwürdig im Ungefähren und trägt nicht dazu bei, Skepsis gegenüber der spinnerten Idee von Winy Maas abzubauen. Trotzdem: Potenzial hat sie. Jetzt liegt’s an den Investoren um Karl-Heinz Frings, einen Erfolg daraus zu machen.