Zwar dauert es noch fast ein Jahr, bis die Gebühren in den städtischen Krippen und Kindertagesstätten um 9,5 Prozent steigen. Aber die Diskussionen werden schon jetzt beginnen. Muss das sein, dass Eltern für die Betreuung ihrer Kleinen tiefer in die Tasche greifen? Muss das gerade jetzt sein? In einer Zeit, in der die hohe Inflation die Preise nach oben treibt. In einer Zeit, in der die Energiekosten große Teile des Gehalts auffressen. In einer Zeit, in der viele Familien kaum noch wissen, wie sie mit dem Geld hinkommen sollen?
Die bittere Realität ist: Der Stadt bleibt kaum etwas anderes übrig, als die Preise anzuheben. Sonst laufen die Kosten immer weiter aus dem Ruder. Dass die Erhöhung fast zweistellig ausfällt, liegt an einer ganz einfachen Tatsache: Die Stadt hat sich zu lange vor diesem Schritt gescheut. Seit Januar 2018 sind die Kita- und Krippengebühren gleich geblieben. Wenn die Erhöhung greift, liegt die letzte Kostenanpassung also fast sechs Jahre zurück. In Zukunft soll das anders laufen, alle zwei Jahre werden die Beiträge auf den Prüfstand gestellt – was also heißt: erhöht.
Die Eltern, deren Kinder die Einrichtungen bestimmter freier Träger besuchen, würden sich über die aktuellen und auch die künftigen städtischen Gebühren freuen. Denn sie zahlen bereits jetzt viel mehr. Das gilt insbesondere in den Kitas und Krippen der evangelischen Kirche. Und die hat die nächste Erhöhung bereits zum Januar 2023 gerade eben angekündigt. Je nach Angebot stehen Steigerungen zwischen elf und 28 Prozent im Raum.
Die Krux dabei ist: Die Eltern können nicht frei wählen zwischen einem billigeren städtischen und einem teureren Angebot. Sie müssen nehmen, was sie kriegen. Und froh sein, wenn sie überhaupt einen Platz bekommen. Denn nach wie vor gehen Hunderte leer aus.
Gerecht ist das alles nicht. Mit neuen Förderrichtlinien will die Stadt erreichen, dass die Beiträge sich annähern. Im Moment ist eher das Gegenteil der Fall. Das zeigt, dass die Förderrichtlinien stark verbesserungswürdig sind.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-gerecht-ist-das-nicht-_arid,2022332.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Gerecht ist das nicht
In seinem Kommentar hinterfragt Bertram Bähr die Gebührenerhöhung in den städtischen Kitas. Aber er stellt auch fest, dass sich die Eltern bei bestimmten freien Trägern noch schlechter stellen. Das hält er für ungerecht.