Mannheim. Mit Übertreibungen ist das so eine Sache. Dennoch: Georg Müller hat als MVV-Chef wirklich eine Ära geprägt, deren Ende er mit seinem vorzeitigen Rückzug jetzt praktisch selbst eingeläutet hat. Wer ihm beim Mannheimer Energieunternehmen nachfolgt – das hat Müller nicht mehr in der Hand. Der Aufsichtsrat wird darüber entscheiden, aber es wäre unklug, wenn das Kontrollgremium nicht auf seinen Rat hören würde.
Dass Müller beim Stabwechsel mehr als nur ein Wörtchen mitreden will, hat er ja selbst angekündigt. Kein Wunder, immerhin ist die MVV für ihn sein berufliches Lebenswerk, das er jetzt für sich zu einem guten Ende bringen will.
Ob der Chef-Posten bei der MVV intern oder extern besetzt werden soll und wird – das wissen die Entscheidungsträger wahrscheinlich noch gar nicht. Eine interne Lösung hätte den Charme, dass der Übergang reibungslos ablaufen könnte. In diesem Fall dürfte auch Technik-Vorstand Hansjörg Roll seine Ambitionen anmelden, immerhin hat er Müller ja während dessen krankheitsbedingter Auszeit ein halbes Jahr lang gut vertreten.
Aber natürlich erwächst daraus kein automatischer Anspruch. Auch eine externe Besetzung ist möglich, hängt aber auch davon ab, ob der Markt dies hergibt. Auch bei Spitzenmanagern herrscht Fachkräftemangel.
Warum Georg Müller für sich entschieden hat, das Steuerrad abzugeben, wissen wir nicht, ist aber auch seine private Angelegenheit. Wir alle wissen aber: Man lebt nicht nur vom Beruf allein – deshalb muss man nicht ewig an seinem Sessel kleben.
Die MVV verliert jedenfalls mit Müller ihren Architekten des Mannheimer Modells, für das er in knapp 16 Jahren mit vollem Einsatz gekämpft hat. Müller hat nicht nur bewiesen, wie gut die Energiewende funktioniert. Er hat auch als Visionär und Realist zugleich den Nachweis dafür erbracht, dass die Dekarbonisierung ein lohnendes Geschäft sein kann. Von dem die Stadt Mannheim als größter Aktionär übrigens auch finanziell profitiert. Und das ist eine ganze Menge.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Georg Müller - der Architekt der Energiewende geht früher
MVV-Chef Georg Müller will vorzeitig seinen Posten abgeben. Für das Mannheimer Energieunternehmen ist das ein herber Verlust. Jetzt muss der Konzern einen Nachfolger finden. Dabei will Müller mitreden