Parteienkritiker Hans Herbert von Arnim (Speyer) hatte den früheren Vorsitzenden der CSU im bayerischen Landtag Georg Schmid schon in seinem Buch "Die Selbstbediener" im Blick. Als Fraktionschef hatte Schmid inklusive Diäten rund 21 000 Euro bezogen. Doch das reichte dem bayerischen Schwaben, der wegen seiner jovialen Umgangsformen auch "Schüttel-Schorsch" genannt wurde, nicht. Er beschäftigte auch noch seine Frau auf Kosten des Steuerzahlers als Mitarbeiterin - für bis zu 5500 Euro im Monat.
Aber auch das auf über 25 000 Euro gesteigerte Monatseinkommen der Eheleute Schmid war nicht genug. Um Sozialversicherungsabgaben zu sparen, machte Schmid seine Frau zur "Unternehmerin", obwohl sie alle Merkmale einer abhängig Beschäftigten erfüllte. Die Scheinselbstständigkeit ersparte den Schmids in 22 Jahren mehr als 300 000 Euro. Obendrein soll laut Staatsanwaltschaft auch noch Steuerhinterziehung mit im Spiel gewesen sein.
Mit einem gnädigen Strafbefehl ist die Sache nicht aus der Welt zu schaffen. Angesichts dieser Bilanz fällt es schwer, die Begriffe "Gier" und "Raffsucht" für den Erwerbstrieb des einst führenden CSU-Politikers zu vermeiden. Und es stimmt nachdenklich, dass dieses Treiben zu Lasten des Steuerzahlers über zwei Jahrzehnte unbeanstandet blieb, bis es 2013 die "Verwandtenaffäre" ans Licht brachte. Erst als von Arnim und die Medien sich des Themas annahmen, wurde der Skandal zum Skandal.
Die CSU-Abgeordneten hatten im April 2013 ihrem Vorsitzenden noch ein selbst gedichtetes Ständchen zum 60. Geburtstag gebracht. Danach verschwand Schmid blitzschnell und ohne nennenswerte Gegenwehr von der Bühne. Der Jurist wird gewusst haben, warum.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Genug war nicht genug