Gelegenheit verpasst

Timo Schmidhuber über die geringe Beteiligung

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Timo Schmidhuber
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Eigentlich hat der Lärmaktionsplan des Eisenbahn-Bundesamtes nur symbolische Bedeutung. Kein Bürger kann sich auf dieser Grundlage eine Lärmschutzwand vor seinem Haus rechtlich erstreiten. Und wenn die Bahn die Dringlichkeit beim Bau solcher Wände festlegt, richtet sie sich nach mathematisch berechneten Lärmbelastungszahlen für die jeweilige Stelle. Dazu kommt, dass der Plan nur für bestehende Strecken gilt. In Mannheim dagegen fürchten derzeit viele den Ausbau der östlichen Riedbahn und die neue ICE-Strecke nach Frankfurt. Bürger haben Angst, dass dies mehr Güterverkehr in die Stadt bringt. Der Lärmaktionsplan kann ihnen da nicht helfen – nur Einwendungen, die sie gegen die Projekte formulieren können, sind ein mögliches Mittel.

Ist der Plan also komplett nutzlos? Nicht ganz. Beim „MM“-Bürgerbarometer sagten 13 Prozent, dass sie sich manchmal oder häufig von Zuggeräuschen gestört fühlen. Umgerechnet auf Mannheims Einwohnerzahl wären das 41 000 Menschen. Das legt nahe, dass sich nur ein Teil der Betroffenen bei der Umfrage zum Aktionsplan geäußert hat. Das ist schade. Denn Bürger hätten die Gelegenheit nutzen und zeigen können, dass sie sich schon heute stark durch Bahnlärm belastet fühlen. Es wären ein Zeichen gewesen mit Blick auf die noch anstehenden Debatten.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim