Auch wenn noch die absolute Krönung im Finale gegen die Glasgow Rangers aussteht: Was Eintracht Frankfurt in dieser Saison in der Europa League geleistet hat, verdient Superlative. Der erste Einzug in ein internationales Endspiel seit 42 Jahren ist historisch, der 3:2-Coup im Camp Nou beim FC Barcelona bleibt ein Sieg für die Ewigkeit. Was den sensationellen Erfolg der Eintracht so außergewöhnlich macht: Es brauchte keine Millioneninfusionen von windigen Investoren. Der Triumphzug durch Europa fußt auf harter Arbeit, unbeugsamer Mentalität und einer einzigartigen Euphorie, mit der sich Mannschaft und Fans gegenseitig ansteckten. Deshalb wirkt der Frankfurter Finaleinzug wie eine Reminiszenz an die guten alten Fußballzeiten, als noch nicht zwangsläufig der am Ende den Titel gewann, der über das meiste Geld verfügt.
Für den Club öffnet sich am 18. Mai in Sevilla eine Tür, die die Hessen in neue Sphären hieven kann. Sportlich, wirtschaftlich – und was das Image betrifft. Die Rangers sind ein Finalgegner, den die Eintracht bei allem nötigen Respekt schlagen kann. Sollte dies gelingen, wäre es nicht weniger als ein Urknall für den Traditionsverein, der in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Entwicklung hingelegt hat – die Erfolge in Europa, der Gewinn des DFB-Pokals 2018, eine Mitgliederexplosion von 5000 auf über 100 000.
Mit der erstmaligen Qualifikation für die Champions League als direkter Konsequenz des Europa-League-Triumphs könnten die Frankfurter den Rückstand auf Vereine wie Borussia Dortmund oder RB Leipzig weiter verkürzen. Mit garantierten Extra-Einnahmen um die 20 Millionen Euro in der Champions League plus den über 30 Millionen Euro Erlösen aus der Europa League bei einem Sieg in Sevilla könnten die Hessen bei der Kaderplanung in ganz andere Schubladen greifen als zuvor. Und was ein Duell um den europäischen Supercup gegen einen der Königsklassenfinalisten FC Liverpool oder Real Madrid an Renommee mit sich brächte, ist ohnehin unbezahlbar. Die Eintracht setzt zum Sprung nach oben an – und ganz Frankfurt könnte am 18. Mai abheben.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-frankfurt-im-europapokal-finale-eintracht-vor-dem-urknall-_arid,1947001.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,4.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Frankfurt im Europapokal-Finale: Eintracht vor dem Urknall