Enthusiasmus statt Defensive

Valerie Gerards zur Zukunft des Fachs Musik an Schulen

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Valerie Gerards
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Ein guter Musikunterricht an den allgemeinbildenden Schulen ist von entscheidender Bedeutung, wenn dieses Fach eine Zukunft haben soll. Denn in den vergangenen Jahren sind viele Themen in den Schulen angekommen, die vorher in den Curricula nur ein Randdasein gefristet haben. Denken wir dabei etwa an die neueren Unterrichtsfächer Wirtschaft und Informatik. Längst ist die Diskussion darüber entbrannt, welche Lehrfächer an den Schulen unterrichtet werden sollen – und welche aus dem Curriculum herausfallen könnten. Wenn Musiklehrer und -lehrerinnen es nicht schaffen, dass eine Vielzahl an Schülern für dieses Fach brennen, dann sind sie ihre eigenen Totengräber.

Der Musikunterricht hat in der aktuellen Diskussion einen schwachen Ausgangspunkt. Denn er bereitet nicht gezielt auf das spätere Berufsleben oder auf die Studierfähigkeit vor, zumindest wenn nach dem Schulabschluss keine Lehre im Bereich des Instrumentenbaus oder ein Musikstudium angestrebt wird. Hier kann nur die Qualität des Unterrichts helfen, den Stellenwert der Musik an den Bildungseinrichtungen so zu erhöhen, dass das Schöngeistige nicht zu sehr in die Defensive gerät. Was für die Musik gilt, gilt schließlich auch für die Kunst, sogar für den Sport und auch für die eine oder andere Geisteswissenschaft.

Doch diese Fächer zugunsten von Wirtschaft und IT aus dem Schulleben zu verbannen und darauf hinzuweisen, dass es im Gutdünken der Eltern liegt, den Kindern den Spaß am Musizieren (aber auch am Malen und an der Bewegung) aufzuzeigen, das kann nicht im Interesse der Allgemeinheit sein. Zu sehr zeigt die Erfahrung, dass die sozialen und kognitiven Begleiterscheinungen der Kunst positive Effekte für die Heranwachsenden (und auch für Erwachsene) haben. Warum also darauf sehenden Auges verzichten?

Aus diesem Grund sind Kongresse wie jetzt im Mannheimer Rosengarten so wichtig. Hier bekommen die Lehrkräfte die Impulse, die sie benötigen, um ihren Musikunterricht zu etwas Gutem werden zu lassen. Wer es schafft, für die Kinder ein John Keating (Club der toten Dichter) zu werden, der schafft es auch, Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeit zu stärken. Das ist bei Wirtschaft und Informatik nicht in dieser Form vorstellbar.

Freie Autorin