Die Geschichte des "Wunders vom Böllenfalltor" ist oft aufgeschrieben und noch häufiger erzählt worden. Ein Verein, der de facto in die Vierte Liga abgestiegen ist, schafft fast ohne Geld innerhalb von nur zwei Jahren den unglaublichen Durchmarsch in die Bundesliga - und behauptet sich dort sogar für eine Saison. Es ist wirklich ein sehr nostalgisches Sport-Märchen, das den vielen Außenseitern im Sport Hoffnung machen kann. Aber seit gestern ist diese schöne Geschichte leider zu Ende.
Mit dem Rauswurf von Trainer Norbert Meier und Sportchef Holger Fach hat der SV Darmstadt 98 bewiesen, dass er in rasantem Tempo zu einem ganz gewöhnlichen Bundesligisten mutiert ist. Die Fans murren und pöbeln, weil die jüngsten Erfolge erstaunlich schnell eine Erwartungshaltung geweckt haben, die unter den miesen Voraussetzungen bei den Lilien nicht erfüllt werden kann. Und der Vorstand greift zur typischen Maßnahme, wenn die erwünschten Ergebnisse ausbleiben: Die sportliche Führung wird ausgetauscht.
Meier hat Fehler gemacht, er hat es vor allem nicht geschafft, den alten Spirit wiederzubeleben, wie er unter Dirk Schuster geherrscht hatte. Aber er musste auch mit einem notdürftig und eilends zusammengeschusterten Kader arbeiten, der auf viel zu vielen Positionen von Bundesliga-Niveau weit entfernt ist.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Ende eines Märchens