Wenn am Donnerstag die Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland angepfiffen wird, beginnt auch eine neue Ära. Erstmals nehmen 32 Teams an dem Turnier teil – und damit so viele, wie es sich die meisten Fans auch für das Männerturnier wünschen, das ab 2026 auf 48 Teilnehmer aufgeblasen wird. Für die Frauen mögen die 32 WM-Nationen noch einen Tick zu früh kommen, sind doch weitere überdeutliche Ergebnisse wie das 13:0 der US-Amerikanerinnen bei der WM 2019 zu befürchten. Dennoch ist diese Aufstockung ein wichtiges Zeichen für den Frauenfußball. Er wächst – auch in Deutschland.
Die EM 2022 hat diesmal tatsächlich für einen Schub gesorgt. Das Interesse am Frauenfußball blieb hoch, die Zuschauerzahlen in der Bundesliga stiegen deutlich an – und die Aufmerksamkeit für das Nationalteam ist mittlerweile so groß wie nie.
Die Gefahr des frühen Aus
Die höhere Wahrnehmung hat auch mit dem Qualitätssprung des Frauenfußballs allgemein zu tun. Ein Vergleich zwischen aktuellen Spielen und WM-Partien von 2007 – dem Jahr des letzten deutschen Titels – zeigt deutlich, welche Entwicklung der Sport in dieser relativ kurzen Zeit gemacht hat. Fans sehen technisch anspruchsvollen, dynamischen Fußball. Die Slapstickeinlagen früherer Tage verschwinden immer mehr. Und wem die Aggressivität oder Theatralik des Männerfußballs manchmal zu viel ist, der kann eine neue Heimat bei den Frauen finden.
Damit die hart erkämpfte Wertschätzung bleibt oder sogar gesteigert wird, braucht es aber auch in Australien sportliche Erfolge. Ein frühes Aus könnte dem zarten Euphoriepflänzchen des deutschen Frauenfußballs gefährlich werden. Den Nationalspielerinnen diese Bürde aufzuerlegen, ist allerdings unfair. Sie sollen sich auf ihren Sport konzentrieren – was leicht gesagt ist. Dass die Wertschätzung ihnen gegenüber gestiegen ist, dürfte ihnen nicht entgangen sein. Sie werden dafür sorgen wollen, dass das so bleibt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Frauen-WM als Chance und Gefahr zugleich
Die Aufmerksamkeit für Frauenfußball ist zuletzt stark gestiegen. Damit der Positivtrend hierzulande anhält, müssen nun bei der WM in Australien und Neuseeland aber weitere deutsche Erfolge her, glaubt Jan Zurheide