Derzeit sind 47 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer übergewichtig. Bei Kindern und Jugendlichen sind es 15 Prozent. Deutschland hat ein dickes Problem. Dagegen muss etwas getan werden, keine Frage. Die neue Regierung sollte sich bei ihrer Ernährungspolitik allerdings nicht nur auf plakative Einzelschritte beschränken.
Über den Gesundheitszustand eines Menschen entscheiden sehr viel mehr Faktoren als einzelne Inhaltsstoffe. Deshalb ist es gut, dass eine Zuckersteuer nach dem Beispiel Großbritannien vorerst nicht eingeführt wird, sondern erst noch weiter erforscht werden soll. Was nutzt es, wenn der Zuckeranteil einzelner Getränke durch eine Steuer zwar sinkt – Verbraucher stattdessen aber zu mehr Schokolade greifen? Übergewicht ist ein komplexes Phänomen, das sich nicht einfach wegbesteuern oder durch Reduktionsziele bei Zucker, Salz und Fett lösen lässt.
Generell zu viel zu essen und sich einseitig zu ernähren, ist selbstverständlich ungesund. Es muss dafür gesorgt werden, dass die Ernährungsweise als Ganzes besser wird. Dazu gehört ein stärkeres Bewusstsein für Lebensmittel, ihre Inhaltsstoffe und die Wechselwirkung von Ernährung, Lebenswandel sowie Sport und Bewegung. Mehr Aufklärung für Verbraucherinnen und Verbraucher, am besten schon bei Kindern und Jugendlichen. Gerne auch mit einem eigenen Schulfach.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Dickes Problem
Alexander Jungert zur Ernährungspolitik der Regierung