Kommentar DFB-Elf 7:0 gegen Bosnien: Begeisternder Abschluss eines fast surrealen Jahres

Mit dem 7:0-Kantersieg gegen Bosnien-Herzegowina qualifiziert sich die DFB-Elf erstmals für die K.o.-Phase der Nations League. Die Entwicklung unter Julian Nagelsmann wirkt atemberaubend, kommentiert Alexander Müller

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Alexander Müller
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Mannheim. "Dieses Team ist nur noch peinlich.“ „Ein völlig verkorkstes Jahr.“ Oder: „Der Super-GAU für den Verband.“ Das sind ausgewählte Kommentare einiger Medien aus dem November 2023, nachdem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft reichlich trostlos mit 0:2 in Österreich verloren hatte. Ein Jahr ist es her, da lag die DFB-Elf am Boden. „Schlechter kann’s gerade nicht sein, ne?“, sagte damals der mittlerweile zurückgetretene Kapitän Ilkay Gündogan.

Nationalmannschaft zurück in Riege der Top-Teams

Was seitdem passiert ist, wirkt fast surreal. Innerhalb eines kurzen Zeitraums hat sich die deutsche Auswahl sportlich zurück in die Riege der absoluten Top-Teams und natürlichen Favoriten auf den WM-Titel 2026 manövriert. Und atmosphärisch nach Jahren der Entfremdung und Abwendung wieder die gesamte Fußball-Republik hinter sich versammelt. Das Jahr 2024 markiert die Wiederauferstehung des Weltmeisters von 2014, der vor dem Ausklang am Dienstag in Ungarn in 14 Spielen nur einmal verlor - wir reden von der unglücklichen Verlängerung im dramatischen EM-Viertelfinale von Stuttgart gegen den späteren Europameister Spanien.

Das trotz dieses Scheiterns vor allem von den weichen Faktoren erfolgreiche Heimturnier legte die Basis für die neue Euphorie rund um die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann, die durch begeisternde Auftritte wie beim 7:0 am Samstagabend gegen Bosnien-Herzegowina weiter befeuert wird. Ein problemloser Sieg, der den ungefährdeten ersten Platz in der Vorrundengruppe der Nations League einbringt. Ein Wettbewerb, den das DFB-Team bei seinen vorherigen Auflagen noch wie eine lästige Pflicht abgearbeitet hatte. Der aber jetzt die Möglichkeit eröffnet, im eigentlich turnierfreien nächsten Sommer wieder um einen Titel zu spielen, womöglich sogar in Deutschland.

Nagelsmann hat einen Spannungsabfall abgewendet

Der erstmalige Einzug in die K.o.-Phase der Nations League ist der nächste bemerkenswerte Zwischenerfolg für den jungen Bundestrainer Nagelsmann, der es geschafft hat, dass es nach dem emotionalen Höhepunkt Heim-EM keinen Spannungsabfall gegeben hat. Trotz der Rücktritte von langjährigen Konstanten wie Gündogan, Toni Kroos, Manuel Neuer und Thomas Müller, trotz zeitweise gravierender Verletzungsprobleme.

Das Nationalteam spielt wieder wie aus einem Guss. Struktur, Teamgeist und Hierarchie stimmen, was direkt dazu führt, dass einzelne Ausfälle locker über das funktionierende Kollektiv aufgefangen werden können. Die besten Einzelspieler hat die DFB-Elf zurzeit nicht - sieht man von Jamal Musiala oder Florian Wirtz ab, die regelmäßig an die Weltklasse heranschnuppern. Aber Deutschland verfügt wieder über ein intaktes Team, das die Spielidee des Trainers verinnerlicht hat und in der jeder seine Rolle akzeptiert.

Das ist der elementare Unterschied zum November 2023, als die Stimmungslage Richtung Weltuntergang tendierte und fußballerisch fast gar nichts mehr ging. In das Übergangsjahr 2025 geht die Nationalelf stattdessen mit viel hoffnungsfroher Erwartung.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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