Kommentar Der Klimawandel bringt auch die Kultur zum Umdenken

Georg Spindler zur Kultur im Wandel – im Klimawandel

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Georg Spindler
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Popfestivals, bei denen das Publikum per Fahrradantrieb den Strom für die Bühne liefert. Zukunftsmusik? Mitnichten. Das gibt es bereits, beim Hamburger Futur 2 Festival. Ebenso wie Konzerthallen mit Dachbegrünung, auf der Schafe weiden: bei der Berliner Max-Schmeling-Halle. Die Kulturlandschaft ist angesichts des Klimawandels mitten im Umbruch. Viele Kultureinrichtungen arbeiten jetzt schon an innovativen, nachhaltigen Konzepten für morgen.

Das Kulturressort dieser Redaktion startet heute eine Serie zu diesem Thema, in der wir berichten, wie Popmusiker, Konzertveranstalter, Museen und Kulturzentren auf die neuen Herausforderungen reagieren. Der Titel der Serie, „Kultur im Klimawandel“, ist bewusst doppeldeutig gewählt. Denn die Kulturszene erlebt durch die aktuellen Entwicklungen auch einen internen (Betriebs-)Klimawandel. Vieles, was bislang gang und gäbe war, muss hinterfragt werden.

Müssen Monsterproduktionen für gigantische Popshows à la Pink und Rolling Stones wirklich mit Dutzenden von Trucks kreuz und quer durch Europa gekarrt werden? Kann es sein, dass Kulturinstitute weiterhin Massen von Papier für Broschüren und Spielzeithefte verbrauchen? Können wir es uns noch leisten, aufwendige Bühnenaufbauten im Theater herzustellen, ohne an die Wiederverwendbarkeit der Materialien zu denken?

All dies wird sich ändern müssen. Das gilt aber auch für uns, die Kulturkonsumenten. Der größte Anteil von CO2-Emissionen entfällt nämlich auf den Schadstoffausstoß von Pkw. Das heißt, das Publikum wird verstärkt auf Bahnen und Busse umsteigen müssen. Das bedeutet aber auch, dass Veranstalter Kombitickets im Verbund mit dem öffentlichen Personennahverkehr anbieten müssen. Und dass Kommunen bei der Planung von Kultureinrichtungen auf gute Verkehrsanbindung zu achten haben. Das alles wird zunächst Probleme mit sich bringen. Es wird sich aber zeigen, dass Not erfinderisch macht. Denn in Sachen Kultur herrscht nun mal der Notstand.

Redaktion