Kommentar Das Zögern von Peter Kurz ist teilweise verständlich

Steffen Mack zur Wahrscheinlichkeit, ob der Mannheimer SPD-Oberbürgermeister zur Wahl im Juni 2023 nochmal antritt oder nicht. Mehrere Faktoren spielen da eine Rolle

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Steffen Mack
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Mannheim. Eines kann man Peter Kurz nicht vorwerfen: dass er sich die Entscheidung über eine neue Kandidatur leicht macht. Der Mannheimer Oberbürgermeister ringt erkennbar mit sich, ob er sich und seiner Familie weitere acht Jahre zumuten soll. Das ist angesichts der Hochdruckbelastung speziell in den zurückliegenden Jahren gut nachvollziehbar. Zumal es nicht Kurz’ Art ist, sich auf sonnige Auftritte zu konzentrieren und die inhaltliche Arbeit seinen Fachleuten zu überlassen. Im Gegenteil. Der frühere Verwaltungsrichter ist dafür bekannt, selbst am Wochenende tief in für relevant erachtete Materien einzusteigen. Das sind nicht wenige.

Nun hätte Kurz, der in einem Monat 60 wird, die wohl letzte Gelegenheit, noch mal etwas ganz anderes zu machen. Vielleicht ja in Brüssel oder gar New York. Aber selbst für einen „Weltbürgermeister“ ist es da nicht leicht, im Staaten-Geschacher einen Top-Job zu bekommen. Zudem geht es ihm bei seinen vielen internationalen Aktivitäten nicht um Selbstbeweihräucherung, sondern um den Blick über den Tellerrand. Einige Kurz-Kritiker übersehen, wie sich Großstadt-Probleme global ähneln.

Traut er das Amt anderen zu?

Mit der bis 2030 angestrebten Klimaneutralität verfolgt Mannheim hier ein ambitioniertes, mit großen Herausforderungen wie der Verkehrswende verbundenes Ziel. Hinzu kommen weitere Baustellen. Besonders die Sanierung des Nationaltheaters und die ungeklärte Zukunft des Klinikums, bei der das Land die Stadt auf groteske Weise hinhält. Auch die Stadionfrage beim SV Waldhof umtreibt Kurz höchstselbst. Ob er ruhiger schlafen könnte, wenn all dies jemand anderes lösen müsste? Das ist überaus zweifelhaft.

Seine SPD lässt ihm die Zeit, die er für eine Entscheidung braucht. Zum einen dürfte das daran liegen, dass eine Kandidatur im nächsten Juni für die eine oder andere Alternative nicht in die Karriereplanung passt. Zum anderen ist die anhaltende Unklarheit für die Konkurrenz nicht minder problematisch. Bei der CDU würde der mit Abstand aussichtsreichste Bewerber, Kämmerer Christian Specht, nicht gegen Kurz antreten. Und für die Grünen stellt sich die Frage, ob sie den Oberbürgermeister wie beim letzten Mal unterstützen und dafür inhaltliche Zugeständnisse einfordern sollten. Zumal die Kür einer eigenen Kandidatin derzeit wohl mit schmerzhaften internen Debatten verbunden wäre.

Fazit: Die Wahrscheinlichkeit, dass Kurz erneut und letztmals antritt, erscheint höher als die, dass er es nicht tut. Aber das ist eine rein subjektive Vermutung.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen