Mannheim. Manchmal findet man noch eine in einer Tasche oder in einer Schublade. Weckt gruselige Erinnerungen an eine Zeit, als Masken so selbstverständlich mitgenommen werden mussten wie Schlüssel und Brieftasche. Auch wenn das Tragen lästig war, gab es noch ganz andere Zumutungen: Kontaktverbote, nächtliche Ausgangssperren, über Monate geschlossene Schulen, zwischenzeitlich durften nur Geschäfte zur Grundversorgung öffnen. Ein Albtraum. Und all das ist erst drei, vier Jahre her. So schrecklich das damals war, so unwirklich mutet es heute an.
Das vermaledeite Virus ist allerdings noch mitten unter uns. Gerade in diesen Tagen hört man immer wieder im Bekanntenkreis oder bei der Arbeit von Menschen, die sich infiziert haben. Mag dann wieder bedrohlich wirken, ist es aber nicht. Darin sind sich Experten zum Glück einig.
Eine kritische Analyse einzelner Corona-Maßnahmen fehlt
Corona ist jetzt nur noch eine von mehreren um diese Jahreszeit wieder zunehmenden Erkrankungen. In den meisten Fällen wird das Virus nicht mal mehr nachgewiesen. Der Arzt diagnostiziert „Atemwegserkrankung“ und trägt einem auf, so lange daheim zu bleiben, bis die Symptome abgeklungen sind.
Das ist praktisch und richtig, weil man auch mit anderen kursierenden Viren niemanden infizieren sollte. Allerdings bleibt offen, wie stark Corona ausgebreitet ist. Abwasseruntersuchen sind ein Indiz, aber die werden in Baden-Württemberg nur in Stuttgart und Karlsruhe gemacht. Ein lokaler Hotspot in Mannheim, ausgelöst etwa durch Reiserückkehrer mit einer neuen Virusvariante würde wohl erst bemerkt, wenn er die Kliniken erreicht.
Das Risiko ist derart gering, dass der Aufwand eines flächendeckenden Monitorings nicht vertretbar wäre. Aber es stellt sich die Frage, ob das Land auf einen Wiederausbruch der Pandemie oder – wahrscheinlicher – einen neuen Erreger vorbereitet wäre. Die Antwort lautet Jein.
Zwar hat sich die Digitalisierung fast überall verbessert, so könnten viele Unternehmen schnell wieder auf Homeoffice und Videoformate umschalten. Doch wäre heute nicht mehr annähernd so viel Geld da, mit dem der Staat massenweise Masken und Impfstoffen kaufen sowie wirtschaftliche Schäden lindern könnte. Und was außer der Erkenntnis, wie fatal die Kita- und Schul-Schließungen waren, völlig fehlt, ist eine Analyse einzelner Maßnahmen. Nicht um Schuldfragen zu klären. Sondern um zu wissen, was man nächstes Mal besser anders macht.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das Virus ist jetzt normal
Steffen Mack ist zwar gerade selbst schwer erkältet. Er glaubt aber nicht, dass die derzeitige Welle von Atemwegserkrankungen neue Ängste vor Corona auslösen sollte