Dresden ist knapp einer Katastrophe entgangen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass vermutlich auch andere Brückenbauwerke einsturzgefährdet sind. Spekulationen über die Ursache des Zusammenbruchs großer Teile der Carola-brücke helfen nicht weiter. Fachleute werden sie ergründen. Wohl aber lassen sich Schlüsse aus dem Unglück ziehen.
So verdeutlicht der sichtbare Schaden schon, dass ein Neuaufbau viel teurer kommt als rechtzeitige Investitionen in die Instandhaltung. Dabei geht es nicht nur um die reinen Baukosten, sondern auch um die Schäden, die durch die nun ausfallende Verkehrsverbindung oder die zerstörten Fernwärmeleitungen entstehen. Die Sanierung des betroffenen Teils der Carolabrücke stand für das kommende Jahr auf dem Plan. Was zu spät gepflegt wird, kann also ein teures Fiasko werden.
Bundesweit ist der Sanierungsbedarf bei Brückenbauwerken gewaltig. Allein 4000 der rund 28 000 Autobahnbrücken müssen instandgesetzt werden. Mehr als die Hälfte davon sind älter als 40 Jahre. An ihnen nagt zwangsläufig der Zahn der Zeit. Gleiches gilt nach einer Aufstellung des Bundestags aus dem Jahr 2020 für gut 1000 der fast 26 000 Eisenbahnbrücken. Mehr als ein Drittel ist mehr als 100 Jahre alt.
Sowohl für die Straße als auch für die Schiene läuft ein Sanierungsprogramm. Angesichts der Bilder aus Dresden müssen sich die Verantwortlichen aber fragen, ob das Tempo der Modernisierungen ausreicht. Eine radikale Beschleunigung der Brückensanierung ist kaum realistisch. Dazu fehlen die Kapazitäten am Bau.
Doch was geleistet werden könnte, sollte auch in Angriff genommen werden und nicht an fehlenden finanziellen Möglichkeiten scheitern. Die Infrastruktur wurde zu lange vernachlässigt. Der notwendige Erhalt ist dadurch schon sehr teuer geworden. Ihn durch eine Schuldenbremse zu verlangsamen, kann am Ende noch teurer zu stehen kommen, etwa wenn Menschen bei einem Unglück ums Leben kommen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Brücken so schnell wie möglich sanieren
Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden ist die Sorge angesichts zahlreicher maroder Bauwerke in Deutschland groß. Wolfgang Mulke appelliert an die Politik, bei den anstehen Sanierungen Tempo zu machen