Besuch bei John Deere

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Michael Roth
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Amazon und Hollister sind nur die jüngsten Beispiele dafür, dass amerikanische Firmen mit Mitarbeiterrechten oder gar Betriebsräten bei ihren deutschen Tochtergesellschaften noch immer nicht allzu viel anfangen können.

Beim Online-Händler Amazon wollen Mitarbeiter in Leipzig jetzt aller Voraussicht nach für einen Tarifvertrag streiken. Hier geht es in erster Linie um höhere Gehälter, Nachtzuschläge, mehr Urlaubstage sowie tarifliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Allerdings stand der US-Konzern vor nicht allzu langer Zeit wegen der Arbeitsbedingungen seiner Mitarbeiter heftig in der Kritik. Ausländische Leiharbeiter waren von Sicherheitspersonal schikaniert worden, dem eine Nähe zu Rechtsradikalen nachgesagt wurde. Erst nach Protesten hat Amazon dem Sicherheits-Unternehmen gekündigt.

Beim trendigen Modefilialisten Hollister, der auch eine Filiale in der Rhein-Galerie in Ludwigshafen unterhält, findet es die Firmenleitung selbstverständlich, dass die Taschen und Jacken der Mitarbeiter täglich kontrolliert werden. Videokameras sollen so angebracht sein, dass die Mitarbeiter permanent bei der Arbeit gefilmt werden. Erst nach einem Verfahren vor dem hessischen Landesarbeitsgericht soll nun eine Betriebsvereinbarung für andere Umgangsformen im Unternehmen sorgen.

Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn die Topmanager der deutschen Töchter von Amazon und Hollister, oder noch besser die großen Chefs in den Vereinigten Staaten, einmal in der deutschen Niederlassung des US-Traktorenherstellers John Deere in Mannheim vorbeischauen.

Dort standen sich in der Vergangenheit Arbeitnehmervertreter und Management ebenfalls reichlich unversöhnlich gegenüber. Aus dem häufigen Gegeneinander ist heute vielfach ein Miteinander geworden - sehr zum Vorteil des Unternehmens und der Beschäftigten.

Chefredaktion