Die Corona-Pandemie stellt auch die Suchtprävention und die therapeutische Begleitung von Abhängigen vor große Herausforderungen. Das ist eine Kernaussage des neuen Drogenberichts der Bundesregierung, neben den Auswirkungen des Tabak- sowie des steigenden Kokainkonsums.
Und das liegt auch auf der Hand, wenn sich das Land und seine Bürger in einem kompletten oder im Teil-Lockdown befinden. Die Hilfsmöglichkeiten für Betroffene schränkt dies massiv ein. Das Herunterfahren des öffentlichen Lebens könnte zugleich für einen Anstieg der Zahl Süchtiger sorgen. Experten gehen zumindest davon aus, dass im Lockdown zum Beispiel deutlich mehr Alkohol getrunken wird.
Zwar besuchen die Menschen in diesen Zeiten weniger – oder wie jetzt gar nicht – Restaurants und Kneipen, aber das wird durch den Konsum daheim dann oft mehr als kompensiert. Aus Frust, aus Langeweile, wegen fehlender sozialer Kontakte und Kontrolle. Durch Corona leidet daher unter Umständen nicht nur die Lunge, sondern genauso die Leber.
Wer kennt zudem nicht die Bilder in sozialen Netzwerken oder Videotelefonaten, wo am Abend die Flasche Wein oder Bier mit auf dem Tisch steht. Jeder hinterfrage sich selbst, inwieweit sein eigener Konsum womöglich bedenklich zugenommen hat.
Deutschland gehört jedenfalls zu den führenden Nationen, was den Alkoholverbrauch angeht, die Bundesbürger trinken laut Statistik nun mal gern ein oder mehrere Gläschen. Corona wird daran nichts geändert haben.
Womöglich rollt deshalb bald eine weitere, durchaus kostspielige Welle auf das Gesundheitssystem zu, der auch die Drogenbeauftragte bisher noch nichts entgegenzusetzen hat.
Das System wird sich nach dem Ende der Pandemie noch lange bewähren müssen, wenn es darum geht, die Spätfolgen von Corona-Erkrankungen zu meistern. Die Suchtproblematik kommt da noch obendrauf.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar - warnt vor einer zusätzlichen und unterschätzten Belastung des Gesundheitssystems Bedenklich
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