Früher sagten viele: „Bargeld lacht.“ Doch mittlerweile hat es an immer mehr Stellen ausgelacht. Nun hat auch die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft in ihren Bussen auf Karten- und Handyzahlungen umgestellt. Das ist betriebswirtschaftlich nachvollziehbar. Der Anteil von Barzahlungen soll dort zuletzt unter einem Prozent gelegen haben. Dem stehen angeblich Aufwandskosten im sechsstelligen Bereich gegenüber. Und doch bleibt ein bitterer Beigeschmack.
Speziell für viele Ältere ist Bargeld unverändert sehr wichtig. Jüngere schütteln darüber den Kopf. Und natürlich nervt es, wenn jemand in der Stoßzeit an der Supermarktkasse in Zeitlupe seine Münzen abzählt. Mit einer langen Schlange hinter sich wäre es nett, dann einfach einen Schein zu geben. Die Kassierin hat das Rückgeld sicher schneller passend. Aber man sollte auch die Gründe für die Liebe zu Münzen und Scheinen sehen.
Liebe der Deutschen zum Geld auch historisch bedingt
Zum einen haben die Deutschen, nicht zuletzt aus Geiz, schon historisch ein besonderes Verhältnis zum Geld. Früher durchlitten sie furchtbare Inflationen, in der Weimarer Republik kostete ein Liter Milch plötzlich eine Million. Dagegen entwickelte sich nach dem Krieg die – im Unterschied zu anderen Währungen überaus stabile – D-Mark zu einem Garanten des Wohlstands.
Andere Länder, etwa die Nachbarn Niederlande und Frankreich, sind da wesentlich weiter. Ohne dass von dort Proteststürme der Seniorenverbände überliefert wären. “
Zum anderen hat das Festhalten vieler älterer Menschen am Bargeld aber auch praktische Gründe. Sie haben Angst, ihre EC-Karten zu verlieren oder gestohlen zu bekommen. Mit gezielt mitgenommenen Scheinen ist der Verlust nicht nur überschaubarer. Es fällt auch leichter, seine Ausgaben im Blick zu behalten. Das Phänomen, dass nach lauter Kartenzahlungen unversehens das Konto leer ist, kennen auch Jüngere.
Letzteres ist es, wie nicht selten im Leben, auch hier eine Frage der gegenseitigen Rücksichtnahme. Wo immer wirtschaftlich und logistisch möglich, sollte zumindest einige Zeit sowohl Bargeld- als auch Kartenzahlungen angeboten werden.
Wobei auch für Letztere einigen kleineren Geschäften und Gaststätten der Aufwand zu viel ist. Bei der Fußball-EM im vorigen Sommer sollen viele ausländische Fans geschockt gewesen sein, dass sie in einigen deutschen Kneipen und Imbissbuden ohne Bargeld hungrig und durstig bleiben müssen. Andere Länder, etwa die Nachbarn Niederlande und Frankreich, sind da wesentlich weiter. Ohne dass von dort Proteststürme der Seniorenverbände überliefert wären.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bargeld hat ausgelacht, nun auch in RNV-Bussen in Mannheim und Umgebung
Steffen Mack kann nachvollziehen, dass die RNV in Bussen auf Karten- und Handyzahlungen umstellt. Allerdings sollte man auch auf Ältere Rücksicht nehmen.