Die Musikindustrie spricht von einer Zeitenwende, aber seien wir ehrlich: Dass in Deutschland zum ersten Mal mehr Umsätze über Streamingdienste als über CD-Verkäufe erwirtschaftet wurden, dürfte niemanden wirklich überraschen. Weder die Konsumenten, von denen immer mehr den individuellen Service einer digitalen Leihbibliothek schätzen, noch die Musikindustrie, für die sinkende CD-Verkäufe seit vielen Jahren zum Geschäft gehören.
Der Trend zur Individualisierung des Musikkonsums ist nicht aufzuhalten. Gerade die jüngere Generation möchte mit nur einem Klick am PC, auf dem Smartphone oder auf dem Tablet Zugriff auf Millionen Lieder haben und diese immer und überall hören können – und das häufig für knapp zehn Euro im Monat. Dieses Modell hat bislang aber meist einen klaren Verlierer. Der französische Verband der Musikindustrie SNEP hat ausgerechnet, dass bei einer Monatsgebühr von zehn Euro gerade einmal 68 Cent beim Künstler landen. Den weitaus größeren Anteil stecken vor allem Streamingdienst und Plattenfirma ein. Inhalte im Netz zu vermarkten, ohne die Urheber angemessen zu bezahlen, ist leider oft Alltag im digitalen Zeitalter – eine zunehmende Streaming-Nutzung wird dies noch verstärken.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Ade CD!
Lisa Gabauer über den Erfolg der Streamingdienste