Leichtathletik - Nach überstandener Verletzung packt Christian Reif in Weinheim mit dem ersten Versuch die Olympianorm

Fulminanter Sprung ins Glück

Von 
Sibylle Dornseiff
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Weinheim. 8,26 Meter im ersten Versuch: Für Weitsprung-Europameister Christian Reif (ABC Ludwigshafen) war die zehnte Cosinus Kurpfalz-Gala ein Wettkampf, wie er ihn sich nicht besser hätte erträumen können. Die Mannheimer Sprinterinnen Verena Sailer und Anne Möllinger sind zufrieden, ihr MTG-Kollege Patrick Domogala ließ im Weinheimer Sepp-Herberger-Stadion einmal mehr keinen Zweifel daran, wer die Nummer eins auf den 100 und 200 Metern ist.

Trotz großer Beschwerden an den Achillessehnen wollte der 27-jährige Reif die Chance auf die Olympianorm nicht sausenlassen und setzte nach einwöchiger Intensivbehandlung in Sendenhorst alles auf eine Karte. "Dass ich aber zum Saisonauftakt gleich 8,26 Meter schaffe, damit hatte ich nie gerechnet", ließ der Sportmanagement-Student aus Böhl-Iggelheim seinen Emotionen freien Lauf, packte umgehend seine Tasche und brach den Wettkampf ab. "Die Behandlung hat gut angeschlagen, die nächsten zwei Wochen mache ich ausschließlich Fuß-Pflege", will er für sein großes Ziel Olympische Spiele nach gepackter Norm vorerst nichts riskieren.

Die EM-Norm hat Europameisterin Verena Sailer schon mal sicher. Die 26-Jährige gewann die 100 Meter in 11,34 sec. vor Möllinger (11,41) sowie Marion Wagner (USC Mainz, 11,64) und kommentierte den ersten Wettkampf der Saison mit "alles im grünen Bereich". Dass sie noch längst nicht alles gezeigt hat, davon ist Bundestrainer und MTG-Leistungssportkoordinator Rüdiger Harksen überzeugt. "Sie wirkte noch etwas verkrampft."

Pintos Traumlauf

Mag sein, dass das auch dem absoluten Traumlauf der 19-jährigen Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) geschuldet war, die im Vorlauf bei ausnahmsweise einmal gültigem Rückenwind in 11,19 sec. sogar die Olympianorm schaffte (11,25). Erstmals durfte sie dann auch in der National-Staffel zusammen mit den etablierten Wagner, Möllinger und Sailer ran.

Die 43,19 sec., die das Quartett auf die Laufbahn brachte, war eine weitere Fahrkarte nach London. "Der Weltverband nominiert die 16 schnellsten Teams für Olympia, das müsste reichen", beurteilte ein glücklicher Harksen die starke Zeit, die fast an die von WM-Bronze 2009 heranreicht (42,87).

Möllinger hatte mal wieder Wind-Pech. Eine Woche nach ihren 11,29 sec. erwischte sie auch in Weinheim im Vorlauf (11,31) eine Brise zu viel Rückenwind, im Finale (11,41) blies er dann von vorn. "Ich fühle mich aber richtig gut. Ich glaube fest daran, dass bei einem der nächsten Wettkämpfe dann alles stimmt", sagte die 26-Jährige in bester Laune. Auch die Männer-Staffel des DLV war in der Besetzung Tobias Unger (Stuttgart), Martin Keller (Leipzig), Alexander Kosenkow (Wattenscheid), Aleixo Platini Menga (Leverkusen) enorm schnell unterwegs, kam in 38,41 sec. in die Nähe des 30 Jahre alten Deutschen Rekords (38,29), gehalten von einer DDR-Auswahl.

Aus einer ganzen Reihe guter MTG-Ergebnisse ragte U-20-Junior Domogala besonders heraus. Nach glänzenden 100 Metern (10,55) mit erneuter JWM-Norm verpatzte er zwar in der National-Staffel den Wechsel, doch die "Wut im Bauch und die Enttäuschung, die ich den andern Jungs und mir bereitet habe", machten ihn auf den 200 Metern so schnell wie nie zuvor. In 21,05 sec. verbesserte er seinen eigenen Rekord um 17 Hundertstel.

Im absoluten Top-Feld der Sprintdamen hielt sich Deborah Hufschmidt als Sechste im Finale gut (11,71). Im Vorlauf war sie windunterstützt 11,60 gelaufen. Fabienne Amrhein (2:15,56) und Timo Hoberg (1:51,77) gewannen die 800 Meter, Julius Gerts wurde bei der U 20 Dritter (1:58,53).

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