Fit in den Frühling

Schlapp statt frühlingsfrisch? Fünf Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit

Von 
Tanja Capuana
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Wer unter Frühjahrsmüdigkeit leidet, sollte viel Zeit im Freien verbringen. Das natürliche Licht mildert die Symptome.

© tmn

Mannheim. Endlich ist er da: Der (meteorologische) Frühling. Morgens wachen wir mit Vogelgezwitscher auf und die Vorfreude auf Unternehmungen im Freien steigt. Ausflüge an den See, Eis essen im Sonnenschein, Flirts und laue Nächte sind zum Greifen nah. Manch einer fühlt sich so, als könne er oder sie Bäume ausreißen. Andere dagegen fangen jetzt verstärkt an zu gähnen. Sie fühlen sich schlapp und ohne Energie. Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt, manche sind sogar ein wenig niedergeschlagen. Die Frühjahrsmüdigkeit hat sie erwischt. Doch was genau steckt dahinter – und vor allem: Was kann man dagegen tun?

Joachim Maurer ist Leiter der Schlafmedizin am Universitätsklinikum Mannheim. © Uniklinikum Mannheim

„Man denkt, jetzt kommt der Frühling, es geht mir besser“, sagt Joachim Maurer, Leiter der Schlafmedizin am Universitätsklinikum Mannheim (UMM) und Vorsitzender des Verbands der Somnologen Baden-Württemberg. Ein Trugschluss. „Die Leute schlafen genauso lange wie sonst auch, fühlen sich aber nicht ausgeschlafen“, sagt der Medizin-Professor und Autor. Manche leiden auch an Antriebslosigkeit, Kreislaufproblemen, Kopfschmerzen und Wetterfühligkeit. Da die Leute wissen, es geht vorbei, gebe es nicht so viele Menschen, die Hilfe suchen, sagt der Arzt und beruhigt: „Nicht alle sind frühjahrsmüde.“ Betroffen sind meist Leute mit niedrigem Blutdruck. Und spätestens im Mai sei diese Phase auch wieder vorbei.

Besonders Allergiker sind betroffen

Laut Maurer gibt es verschiedene Gründe, die für die Frühjahrsmüdigkeit sorgen. „Die Lichtmenge verändert sich“, sagt er. „Bei Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen, bei Wärme erweitern sie sich.“ Durch den niedrigen Blutdruck sei die Durchblutung des Gehirns schlechter und auch die Konzentration leidet darunter. Einer der Auslöser für Frühjahrsmüdigkeit sind auch die Neurotransmitter im Gehirn, sagt Maurer. Durch Tageslicht wird die Produktion des Glückshormons Serotonin und Vitamin D angekurbelt, ist es dunkel, steigt die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Viele leiden im Winter unter einem Vitamin-D-Mangel, der müde macht. Und morgens haben manche auch im Frühling noch häufig einen hohen Melatoninspiegel.

Derzeit blühen bereits Birke, Erle und Hasel: Studien haben außerdem ergeben, dass Menschen, die unter Allergien wie Heuschnupfen leiden, nicht nur Beschwerden wie eine verstopfte Nase haben, sagt Maurer. „Allergiker sind müder.“ Auch soziale Komponenten sind häufig schuld an der Müdigkeit. Wenn es abends länger hell bleibt, neigen viele Menschen dazu, später ins Bett zu gehen – wodurch sie weniger Schlaf bekommen.

Verschiedene Methoden helfen, aus dem Tief rauszukommen.

Punkt 1 von 2 Tageslicht tanken

Wer sich im Freien aufhält, tankt Sonne und gewöhnt sich an die warmen Temperaturen.  Auf dieses Weise bildet der Körper zudem das Glückshormon Serotonin und man fühlt sich gleich glücklicher. Zwischendurch das Fenster öffnen und frische Luft ins Haus lassen, hilft ebenfalls gegen Müdigkeit.

Punkt 1 von 2 Bewegung tut gut

Bewegt man sich auch noch dazu unter freiem Himmel, indem man etwa moderaten Sport treibt, wird die Produktion des Schlafhormons Melatonin gedrosselt. Bewegung kurbelt den Kreislauf an, so dass man sich auch gleich fitter fühlt. Ideal sind Sportarten wie Wandern, Joggen, Radfahren, Fußball. Generell sollte man einfach den Sport machen, der ihr oder ihm am meisten Spaß macht. Auch Gartenarbeit wirkt sich positiv auf den Organismus aus.

Punkt 1 von 2 Nickerchen halten

Überkommt einen doch mal die Müdigkeit, kann sich mit einem Powernap wieder schnell fit werden. Allerdings sollte man darauf achten, dass das Schläfchen nicht länger als eine halbe Stunde dauert. Sonst fühlt man sich hinterher noch müder.

Punkt 1 von 2 Lieber zu leichter Kost greifen

Auch mit der richtigen Ernährung kann man sich etwas Gutes tun. Statt schwerer Kost sollte man lieber zu leichten Gerichten mit viel frischem Obst und Gemüse, Salaten, pflanzliche Eiweiße, Nüsse, Samen und Hülsenfrüchte greifen, um den Körper mit Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen. Meiden sollte man auch ein Zuviel an Getreideprodukten, Lebensmittel, die viel Zucker enthalten, rote Fleisch- und Wurstwaren, Alkohol und Milchprodukte. Besser sind Fisch und Meeresfrüchte.
Wer morgens koffeinhaltige Getränke wie Kaffee oder Tee genießt, sorgt für einen angenehmen Wachmacherkick. Allerdings sollten sie nicht den ganzen Tag über getrunken werden, weil es sonst zu sehr aufputscht und, wenn der Effekt nachlässt, das Bedürfnis hat, immer wieder zu Kaffee zu greifen.

Punkt 1 von 2 Wechselduschen und Unternehmungen

Hilfreich sind auch Wechselduschen. Wer sich überwinden kann, den Körper mit dem kalten Wasserstrahl abzubrausen, wird mit einem wachen Körpergefühl belohnt. Außerdem sollte man sich lieber überwinden, etwas zu unternehmen, statt daheim Trübsal zu blasen. Ob ein Spaziergang an den Rheinterassen, mit der besten Freundin ins Café gehen oder den neuen Liebesfilm im Kino anzuschauen: Hauptsache raus aus dem Haus. So kann man den Frühling bald in vollen Zügen genießen.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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