Zeitzeichen Von Crunchtime und Showdown

Kolumnist Georg Spindler wundert sich über den deutsch-englischen Kauderwelsch bei Sportveranstaltungen im TV. Und kommt zum Schluss, dass es am Mindset liegt.

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Georg Spindler
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Liebe Readers und Readerinnen, oh no, im Englischen wird ja gar nicht gegendert. Aber maybe das ist der Grund, warum die Sportjournalisten und -listinnen lieben die englische Sprache so much. Wer dieser Tage die World Championships in track and field, oh sorry, die Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Television verfolgt hat, bekam bei den Reportagen einen deutsch-englischen Kauderwelsch zu hören, der einem die Nerven wreckt.

Okay, dass die Jungspunde respektive die Jüngsten eines Teams, äh, einer Mannschaft Youngsters heißen, daran haben wir uns schon gewöhnt. Dass der gute alte, aber betuliche Schlussspurt ausgedient hat und vom flotten Finish überrannt wurde, ist auch schon ein alter Hut (das heißt im Englischen übrigens genauso). Aber relativ neu ist das Wording, dass die Entscheidung in der Crunchtime fällt. Als sprachliches Grünhorn habe ich bislang immer gedacht, das sei die Zeit, in der man Lust auf ein knackiges Salzgebäck verspürt. Und wo ist der semantische Unterschied zum Showdown, der ja auch den Moment der Entscheidung bezeichnet, in dem möglicherweise ein Gamechanger die Initiative ergreift, die Pace macht und dann den lucky punch setzt. Oder ist es doch ein lucky strike? Nee, wohl eher nicht, es herrscht ja Rauchverbot bei sportlichen Wettkämpfen.

Mal gespannt, wie lange es dauert, bis nur noch vom sprachökonomisch geeigneteren Contest die Rede ist. Ach, Sportveranstaltungen bei meinen private viewings in den Television-Transmissions zu gucken, gibt mir einen richtigen Push. Ich glaube, ich bin auf dem besten Track, das richtige Mindset zu bekommen, um bald ein ganz cooler Typ zu werden.

Redaktion