Er machte Musik mit allem, was Klang erzeugte. Spielte nicht nur ein halbes Dutzend Instrumente, sondern nutzte auch Haushaltsgegenstände, Wasser oder Tierlaute für seine Kompositionen. In seiner Heimat Brasilien wurde Hermeto Pascoal voller Bewunderung „Zauberer“ genannt. Am Wochenende ist der Klangmagier im Alter von 89 Jahren gestorben.
Der langmähnige, vollbärtige Albino war nicht nur äußerlich eine Mischung aus Waldschrat, Hexenmeister und Urwaldgeist. Auch seine Musik glich einem Dschungel aus Tönen und Geräuschen, indigener Folklore, Jazz und gänzlich eigenen Sound-Kreationen. Als er in seiner Komposition „Sereiarei“ mit Hühnern, Truthähnen und quiekenden Schweinen musizierte, wurde er 1973 von der seinerzeit herrschenden brasilianischen Militärjunta mit einem Auftrittsbann belegt. Angeblich, weil man dem Volk derartige Musik nicht zumuten könnte. Es dürfte wohl das einzige Mal gewesen sein, dass ein Instrumentalstück der Zensur zum Opfer fiel.
Drei Schweine ins Studio geholt
1976 holte er sich bei Aufnahmen seiner „Slaves Mass“ gleich drei Schweine ins Studio. Denkwürdig war auch ein Konzert 1988 in der Alten Feuerwache Mannheim. Bei einem immer wilder werdenden Solo wusste er die Ekstase nicht anders zu steigern, als sich schließlich selbst eine Kanne Wasser überzuschütten. Pudelnass spielte er weiter und verblüffte das Publikum mit einer Version des deutschen Schlagers „Rosamunde“. Kein Geringerer als der Jazzstar Miles Davis, der 1970 mit Pascoal zusammenspielte, bezeichnete ihn damals als „beeindruckendsten Musiker des Planeten“. Ein Original wie er wird schmerzlich vermisst werden. Aber seine Musik lebt zum Glück weiter.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Zeitzeichen Ein Klangmagier verstummt
Der Jazz-Musiker Hermeto Pascoal, der auch mehrfach das Mannheimer Publikum in seinen Bann gezogen hat, ist verstorben.