Glosse "Übrigens" Das Geheimnis der "Phrasen-Dreschmaschine"

Unsere Autorin Lea Seethaler hat eine „Phrasen-Dreschmaschine“ gefunden. Was diese so kann …

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Lea Seethaler
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Mannheim. Übrigens . . . weiß ich nicht, ob Sie das Gefühl kennen, beim Aufräumen Dinge zu finden, bei denen Sie sich fragen, wie zur Hölle diese eigentlich jemals in Ihren Besitz gerieten. Neulich habe ich eine „Phrasen-Dreschmaschine“ wieder gefunden. Das kleine Papierstück mit drei Rädern aus Pappe wirbt mit der Aufschrift: „Nie mehr sprachlos! (...) Dieser schier unerschöpfliche Wortspender lässt sich diskret unterm Rednerpult bedienen.“ Na danke, denke ich mir, aber solch eine Maschine sitzt eigentlich bereits zwischen meinen beiden Ohren.

Egal, ich schmeiß’ die Maschine mal wieder an. Meine Daumen fahren über die zackigen Pappräder. Ich habe die Variante „progressiv“ zu Hause. Ich drehe: Die Räder bleiben bei „Emanzipatorische-Beziehungs-Problematik“ stehen. Au weia! Schnell weiterdrehen! Ich drehe erneut: „Machtvolle-Schicksals-Verantwortung“. Nein, also das ist ein Widerspruch in sich! Wenn ich nun auch noch für mein Schicksal verantwortlich bin, werden alle Naturgesetze ausgehebelt. „Erhabene-Gewissens-Verstrickung“ ist die letzte Variante, die die Maschine mir vorschlägt, und sie erinnert mich an meine letzte Nacht am Kühlschrank.

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Jakob Walter
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So richtig überzeugt mich das Gerät nicht. Vielleicht sollte ich mal die Variante „konservativ“ ausprobieren oder mir die Kunstkritik-Scheibe zulegen. Die gibt es nämlich auch, wie ich bei meiner Recherche erfahre. Sie wirbt mit mehr Dreh-Worten und der Satzkonstellation „Die Komposition thematisiert figurativ das Orgiastische!“ Schon besser! Vielleicht ein Tool für die Kultur-Kollegen einen Stock über mir?

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion