Für viele ist er der beste Bond seit Sean Connery, zumindest hat er die gleiche Coolness. Dass er darüber hinaus aber auch noch ein ausgezeichneter Schauspieler ist, konnte Craig schon öfters unter Beweis stellen wie zuletzt in der Stieg Larsson-Verfilmung "Verblendung". Auch privat läuft es für ihn gut. Bei Dreharbeiten zu dem Film "Dream House" (2010) lernte Schauspielkollegin Rachel Weisz, die er bereits ein Jahr später heimlich zum Traualtar führte. Doch sein Privatleben ist in Interviews tabu. Wir sprachen mit ihm auch gern über andere Themen.
Wie enttäuscht waren Sie selbst, dass vier Jahren vergehen mussten, bis mit "Skyfall" nun endlich wieder ein Bond-Film ins Kino kommt?
Daniel Craig: Ich selbst war darüber gar nicht enttäuscht. Im Gegenteil, für mich war das großartig, weil ich dadurch genügend Zeit fand, mich mal auf anderen Spielflächen auszutoben. Ich durfte in "Aliens & Cowboys" einen Cowboy spielen, arbeitete mit phantastischen Regisseuren wie David Fincher bei "Verblendung" und Steven Spielberg bei "Die Abenteuer von Tim & Struppi". Die letzten Jahre liefen für mich einfach super.
Sean Connery hatte ziemlich schnell die Nase voll von Bond. Ergeht es Ihnen bei Ihrem dritten Einsatz auch schon so?
Craig: Nein, ich habe mich jetzt sehr wohl auf einen neuen Bond-Film gefreut. Das heißt bis zu dem Augenblick, als mir klar wurde, dass ich dafür ja wieder meinen Körper in Schuss bringen müsste. Das Training begann bereits zehn Wochen vor Drehbeginn, was mir diesmal allerdings auch noch besonders schwer gefallen ist.
Wie sieht es mit Eitelkeit aus?
Craig:Na gut, ich würde es nie dazu kommen lassen, dass mir die Fettpolster herunterhängen, sobald ich mein T-Shirt ausziehe. Aber ich kann es schon mal ertragen, nichts zu machen, ohne darauf achten zu müssen, ob es abends ein Gläschen Wein mehr wird. Ich finde es sogar sehr entspannend, mich einfach mal faul auf die Couch zu legen und zu lesen.
Aber man merkt Ihnen im Film schon an, dass Ihnen der physische Einsatz, den Sie als Bond leisten müssen, doch Spaß macht . . .
Craig: Zuerst nicht unbedingt, aber das kommt dann ganz schnell, zumal ich wirklich verdammt gute Stuntmen um mich habe. Viele sehen mir sogar ziemlich ähnlich, was mir natürlich zu gute kommt. Wir wurden sozusagen bei der Geburt getrennt, und ohne meine Doubles würde ich es auch gar nicht durch den Film schaffen (lacht).
Suchen Sie sich neben Bond bewusst Rollen aus, die völlig anders sind wie beispielsweise der geschundene Reporter aus "Verblendung"?
Craig: Ich würde es mal so formulieren: Wenn ich einen anderen Charakter spiele, komme ich erst gar nicht auf die Idee, an James Bond zu denken und womöglich Vergleiche herzustellen. Das Einzige, was all meine Rollen verbindet, ist, dass sie von dem gleichen Schauspieler gespielt wurden, also von mir. Eine andere Verbindung sehe ich nicht. Persönlich bin ich nur froh, zu Bond geworden zu sein, weil ich dadurch die Möglichkeit erhalten habe, auch in andere Rolle schlüpfen zu können.
Wie gehen Sie mittlerweile mit Ihrem Starruhm um, was natürlich auch zur Folge hat, dass man mehr über den privaten Daniel Craig erfahren möchte?
Craig: Es ist schon eine merkwürdige Angelegenheit, und ich glaube, dass die Situation vor zwanzig Jahren noch eine ganz andere war, weil es damals noch kein Internet gab. Im Internet herrscht eine gewisse Narrenfreiheit, man kann es nicht kontrollieren und sollte es auch nicht. Es gibt dort weder Bestimmungen noch Regeln, aber trotzdem ist es Teil meines Lebens. Ich will mich auch gar nicht beschweren, weil ich durch meinen Job auch viel Positives erfahre. Doch lange bevor ich Bond wurde, habe ich bereits darauf bestanden, dass mein Privatleben mein Privatleben bleiben soll. Darauf bestehe ich weiterhin. Und wenn irgendetwas über mich berichtet wird, was auch meine Familie betrifft, nehme ich mir das Recht, dagegen etwas zu sagen.
Nachdem "Casino Royale" als einer der besten Bond-Filme gefeiert wurde, gab es für "Ein Quantum Trost" viel Kritik. Wie sind Sie damit umgegangen?
Craig: Einfach nach vorn schauen! "Skyfall" haben wir als Ansporn gesehen, den besten Bond-Film zu drehen, den wir machen konnten. Wir haben dafür eine herausragende Besetzung gefunden, und das Drehbuch zu "Skyfall" finde ich sogar noch besser als das zu "Casino Royale". Wir haben einen tollen Film erschaffen, davon bin ich zutiefst überzeugt.
Mit "Skyfall" wird gleichzeitig ein besonderes Jubiläum gefeiert: 50 Jahre James Bond im Kino. Wäre es da nicht mal an der Zeit, alle sechs bisherigen Bond-Darsteller für ein Bild zusammenzubringen?
Craig: Schöne Idee, aber ich bezweifle, dass das passieren wird. Alle Bonds in einem Raum? Der wäre ja dann mit so viel Selbstbehauptung gefüllt, dass sich jeder von uns dabei ziemlich unwohl fühlen würde. Spaß beiseite: Ich glaube, jeder von den Darstellern hat andere Dinge zu tun, die ihm wichtiger sind. Ein gemeinsames Auftreten kriegt man womöglich nur noch hin, wenn man sich eine Collage am Computer bastelt.
Info
Daniel Craig wurde am 2. März 1968 in Chester geboren.Bereits mit 16 zog der Sohn nach London, um sich einer Theatergruppe anzuschließen und an einer Kunsthochschule zu studieren. Nach Bühnenauftritten im berühmten Old Vic Theatre zog es ihn vor die Kamera, wo er sich zunächst mit Nebenrollen begnügen musste. 1996 drehte er in Berlin "Obsession" und lernte dabei Heike Makatsch kennen, mit der er sieben Jahre liiert war. Zuvor war er mit der Schauspielerin Fiona Loudon verheiratet. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor. Nach Kinoerfolgen mit "Road To Perdition", "Layer Cake" und "München" gelang Craig der Durchbruch, nachdem 2005 bekannt wurde, dass er der neue Bond wird. Nach anfänglicher Skepsis bei den Fans überzeugte er mit seinem ersten Auftrag in "Casino Royale".
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